Aqua-Fitness ist was für alte Leute? Falsch gedacht. Die heilende Kraft des Wassers haben einst amerikanische Leistungssportler für sich entdeckt. Mary Sanders – kanadische Sportgymnastin – entwickelte sogar ein besonderes Programm, das einen regelrechten Aqua-Hype auslöste, der irgendwann auch nach Europa überschwappte. Das war Anfang der 1980er-Jahre.
Heute ist die Vielfalt an Kursen groß: Aqua-Power, Aqua-Yoga, Aqua-Fitness, Aqua-Cycling, sogar Aqua-Zumba gibt es inzwischen. Eins ist allen gemeinsam: „Wassergymnastik ist das optimale Rehatraining. Der Powersport im Wasser schont Muskeln, Gelenke und Bänder“, sagt André Burkhart, Gruppenleiter Kursbetrieb. Er muss es wissen. Der Schwimmmeister hat bei der SWE Bäder GmbH nicht nur selbst viele Reha-Kurse gegeben, sondern die gesundheitsfördernde Kraft des Wassers am eigenen Leib erfahren. „Meine rechte Hüfte und das linke Knie sind neu. Um wieder fit zu werden, hab ich regelmäßig im Wasser trainiert. Die Ergebnisse waren unglaublich, mit den gleichen Übungen an Land hätte ich viel länger gebraucht“, sagt er und erklärt: Durch den Widerstand im Wasser wird die Muskulatur gestärkt, was Sportarten wie Aqua-Gymnastik und Aqua-Jogging noch fördern, denn sie spielen bewusst mit dem Widerstand, anders als beim Schwimmen. Geübte Schwimmer gleiten stromlinienförmig durchs Wasser und vermeiden die Widerstände bewusst.
Bei den Aquasportarten wird jede Muskelgruppe beansprucht. Aqua-Jogging ist das perfekte Ganzkörper- und Ausdauertraining, auch bei Verletzungen. Die Wasserströmung wirkt so ähnlich wie eine Ganzkörpermassage. beanspruchte Muskeln werden gelockert. „Der Wasserdruck ist höher als der Luftdruck. Dadurch wird die Durchblutung angeregt, nicht zu vergessen der Stoffwechsel. Und auch das Lymphgefäßsystem wird aktiviert“, sagt er. Nicht umsonst sagt man, Wasser wirkt Wunder. „Mal ehrlich, wer fühlt sich im Wasser nicht belebt und erfrischt, fast schwerelos“, meint André Burkhart, der von Haus aus diplomierter Sportlehrer ist, und erklärt: „Das liegt an den physikalischen Eigenschaften des Wassers, nicht nur am Auftrieb, sondern auch an der Wärmeleitfähigkeit. Die ist im Wasser viel höher als an Land. Dementsprechend wird mehr Wärme abgegeben und das erklärt die erfrischende Wirkung.“
Weiterer Vorteil: Der hohe Kraftaufwand ist beim Wassersport kaum zu spüren. Und das, obwohl der Kalorienverbrauch im Wasser bis zu fünfmal höher ist als an Land. Wer dann auch noch zu Poolnudel oder Hantel greift, erzielt noch mehr Effekte. Und das Beste: Aqua-Fitness funktioniert auch allein. Wer nicht in der Gruppe trainieren möchte, kann es auch allein tun. Hilfsmittel gibt es in unseren Schwimmhallen.

„Fürs Aqua-Jogging reichen zwei Fußmanschetten, oder man holt sich einen Aquagürtel. Auch mit Schwimmnudeln oder Aquahanteln kann man gut trainieren“, sagt André Burkhart. Und so ganz nebenbei wird die Haut straffer und fester, denn das Wasser wirkt wie eine Massage, was das Bindegewebe stärkt. „Der perfekte Cellulite-Killer“, so der Schwimmmeister.

Übungen fürs Flachwasser

Übung 1: Wasserfrosch
In Rückenlage die Schwimmnudel unter die Achseln klemmen. Die geschlossenen Beine mit angezogenen Fußspitzen anziehen und langsam wieder strecken.
15 bis 20 mal wiederholen
Übung 2: Jumping-Jack
Die Enden der Schwimmnudel mit den Händen fassen. In den Hampelmann springen. Dabei die Poolnudel zusammendrücken und die Beine öffnen.
15 bis 20 mal wiederholen
Übung 3: Starke Arme mit der Poolnudel
Schulterbreit hinstellen. Die Enden der Schwimmnudel mit den Händen umfassen (im Wassser). Die Enden der Poolnudel zusammendrücken. Die Position ca. 10 Sekunden halten, dann Schwimmnudel wieder öffnen.
15 bis 20 mal wiederholen
Übung 4: Dehn dich
Schulterbreit hinstellen. Achtung: Der Körper ist aufrecht. Die Poolnudel mit beiden Händen greifen. Die Arme aus dem Wasser strecken und sich abwechselnd nach links und rechts neigen. Die Position sollte mindestens 10 Sekunden gehalten werden, bevor sie gewechselt wird.
10 Wiederholungen pro Seite, gern mehr

Aqua-Jogging-Übungen
Anfänger sollten im Flachwasser starten, Fortgeschrittene können sich im Tiefwasser schaffen. Denn hier kommt es auf die Körperhaltung an. Das ist gar nicht so einfach, wenn man anfängt. Der Rücken sollte in jedem Fall gerade sein. Im Flachwasser sollte das Wasser zwischen Bauchnabel und Brust reichen. „Ganz wichtig: Körpergrundspannung. Das wird im Wasser schnell vergessen. Also Bauch rein, Brust raus“, sagt André Burkhart.

Hier kann man kleine mit großen Schritten kombinieren oder in einen leichten Jogging-Schritt verfallen. Ergänzend werden die Arme eingesetzt. Man kann mit kleinen Aqua-Hanteln seitlich oder nach vorn boxen oder, aber auch mit den Händen fächern.

Auch Skippings auf der Stelle sind möglich (mit mittlerem oder hohem Kniehub). Die Übungen sollten 15 bis 20 mal wiederholt werden.
Etwas kniffliger ist schon der Hürdenschritt. Er entspricht dem Sprung über eine Hürde. Dabei wird erst das Knie gehoben, bis der Oberschenkel waagerecht ist. Erst dann pendelt der Unterschenkel mit gebeugtem Fuß nach vorn, bis das Bein fast waagerecht gestreckt ist.
Fotos: Steve Bauerschmidt