Die beiden Experten gucken ernst. Die Pflanzen auf dem Feld im Erfurter Geströdig stehen zwar tapfer in Reih und Glied, aber sie sind klein und blühen noch nicht. Die mauretanische Malve, der Mohn, die Ringelblume – sie alle schmollen ein wenig.

„Erst war es zu kalt – und dann zu trocken. Unsere Probe-Aussaat konnte erst im Mai erfolgen und musste dann auch noch bewässert werden“, erklärt Eberhard Czekalla, der Gartenbauprofessor. „Ende Juli/Anfang August wird aber was zu sehen sein“, fügt Annegret Rose rasch hinzu. Auf einer der Flächen ihres Betriebes „Rose Saatzucht Erfurt“ läuft der Pflanzenversuch für ein ehrgeiziges Projekt der BUGA-Freunde: Zur BUGA 2021 sollen an verschiedenen Einfahrtstraßen der Landeshauptstadt Blumenfelder blühen.
Erfurt, die Blumenstadt
„Die Idee ist in Zusammenhang mit der Geschichte des Gartenbaus in Erfurt entstanden. Insgesamt förderten vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts rund 2000 Hektar Blumensamenfelder in und um Erfurt eindrucksvoll den Ruf als Blumenstadt. Daran wollen wir anknüpfen und wenigstens zwei bis drei Hektar Blumengirlanden an den Einfallstraßen schaffen“, fasst Eberhard Czekalla als Projektverantwortlicher die Idee des Vereins der Freunde der Bundesgartenschau e.V. zusammen. In Erfurt kennt sich wohl niemand besser mit dieser Geschichte aus als der einstige Leiter der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau.

Annegret Rose ist die perfekte Verstärkung in der Projektgruppe „Blumenfelder“ – sie erzeugt Saatgut, insbesondere für den biologischen Anbau. „Das ist ganz einfach: Saatgut von hier hält auch die Bedingungen von hier aus, was die Umwelt oder den Boden betrifft. Und ja, deshalb gibt’s bei mir das, was für jeden Gärtner daheim ein Alptraum wäre: blühende Möhren, Gurken, Tomaten.“ Annegret Rose lacht.
Die perfekte Mischung
Derzeit tüfteln sie und Dr. Czekalla an der perfekten Mischung für die BUGA-Blumengirlanden. Die Sommerblumenmischung, die der Kollege Uwe Schachschal im egapark hat, ist auf jeden Fall interessant. Es könnte aber auch eine Bienen-Weiden-Mischung werden, die um ein paar Pflanzen ergänzt wird, die besonders ins Auge fallen – wie Ringelblumen.

„Wir brauchen etwas, was am besten nacheinander blüht – vielleicht erst unten und dann oben. Oder wir legen verschiedene Streifen an, die zu verschiedenen Zeiten blühen. Also Frühblüher und Spätblüher getrennt“, überlegen die beiden. Immerhin soll im gesamten BUGA-Zeitraum von April bis Oktober 2021 etwas zu sehen sein.
Es geht um Helfer und Felder
Dabei ist das nicht die einzige Herausforderung für die Idee der blühenden Straßenränder. Es werden Leute benötigt, die die Pflanzen pflegen und hegen. „Rund 30 Leute brauchen wir, die zur Hacke greifen und auch Unkraut jäten. Und das schon während der Probezeit, also jetzt und in den nächsten Jahren“, schätzt Eberhard Czekalla den Bedarf ein, „Freiwillige sind herzlich willkommen und können sich gern an mich wenden.“

Und damit kommt er schon zum nächsten Punkt. Rund zehn Flächen an den Ortseingängen sollen besät werden – so die ursprüngliche Idee. An der Weimarschen Straße, der Leipziger Straße, der Gothaer Straße oder auch der Binderslebener Straße soll sich Erfurt als Blumenstadt zeigen. Überall dort, wo es einst Saatzucht-Betriebe gab, die inzwischen jedoch meist längst Geschichte sind.
„Dafür ist es unbedingt nötig, die Agrargenossenschaften, die diese Flächen heute bewirtschaften, anzusprechen und ins Boot zu holen“, sagt Czekalla. Sie müssten bereit sein, einen Teil ihrer Flächen für die Bienen-Weiden-Mischung vorübergehend für die BUGA zu spendieren, was sie durchaus werbewirksam verkünden könnten. Es geht um das sogenannte „Vorgewende“ – einen rund 8 Meter breiten Streifen direkt am Feldrand. Nur wenn der besät werden darf, lässt sich die Idee mit den Blumengirlanden zur BUGA umsetzen.
Die Musterwiese
An der B 4 ist das kein Problem. Die Flächen links und rechts davon gehören Annegret Rose, die das Projekt voll und ganz unterstützt. Da die Probesaat noch etwas braucht, möchte die überzeugte Saatgut-Züchterin gern eine andere Musterwiese zeigen. Mit ihrem grünen VW-Bus rumpeln wir übers Feld – vorbei an großen Flächen mit Lavendel, Johanniskraut und rotem Sonnenhut.

Dann sind wir da. Am äußersten Feldrand steht eine wunderschöne bunte Sommerwiese. Annegret Rose steigt aus und zeigt sie stolz.
„Das ist eher ein Zufallsprodukt. Eine Mischung aus Ringelblumen, aber Kamille ist auch dabei. Und als Blickfang das Büschelschön, das unbedingt zu einer Bienenweide gehört.“
Eberhard Czekallas Augen leuchten. So könnte es dann überall an Erfurts Stadträndern aussehen. Auch wenn da noch viele „Wenn‘s“ sind: Wenn die Mischung passt, sich Helfer um die Pflanzen kümmern und die ausgesuchten Flächen wirklich benutzt werden können – nur dann lebt diese Idee. Wer dabei helfen möchte, kann sich gern an den Verein der BUGA-Freunde wenden.
Kontakt
Die Internetseite des Vereins der BUGA-Freunde
E-Mail an: bugafreunde-erfurt@outlook.de
Oder direkt an: Eberhard.Czekalla@t-online.de