Über 250 Kilogramm Abfall – so viel Haushalts- und Verpackungsmüll verursacht jeder Erfurter in einem Jahr. Kaum landet der Abfall in der Tonne, ist er auch aus dem Sinn. Wer macht sich wirklich Gedanken über seinen Müll? Es gibt Erfurterinnen und Erfurter, die machen sich Gedanken. Sie haben im Mai dieses Jahres einen Verein gegründet, der sich UmSo Aktiver e.V. nennt. Das „Um“ steht für Umwelt und das „So“ für Soziales.
„Geburtsort“ des Vereins ist ein Laden in der Paulsstraße, der sich „Louise genießt – unverpackte Lebensart“ nennt. Geführt wird „Louise genießt“ von Claudia Schmeißer. Hier lebt der „ZeroWaste Lifestyle“. Im Scharm eines Tante-Emma-Ladens verkauft Claudia Schmeißer unverpackte und nachhaltige Waren – vom Mehl bis zur Zahnbürste. Da es hier noch um eine Grundhaltung geht, gibt es zusätzlich regelmäßigen Workshops zur Abfallvermeidung. Da lag es nah, dass Gleichgesinnte – die sich eh zu den Workshops treffen – gleich einen Verein gründen.
Vorbild und Inspirationsquelle für die Vereinsgründerin und Ladenbesitzerin und war und ist die New Yorkerin Lauren Singer. Die junge Frau begann 2011 „Zero Waste“ zum Lebensmotto zu machen und schrieb auf Social Media Kanälen, wie sie in vier Monaten nur ein kleines Einmachglas mit Müll produzierte. Die Nachricht ging um die Welt- „Zero Waste“ entwickelte sich zum Lifestyle, ist aber noch weit von einer Massenbewegung entfernt.
„Louise genießt“ ist mehr als ein Geschäft, er ist ein Statement. Das Statement „Ein Leben ohne Abfall“ will der Verein UmSo Aktiver e.V. nach außen tragen. „Zumindest ein Leben mit weniger Abfall ist ohne weiteres möglich.“, so ein weiteres Gründungsmitglied Marie-Luise van Lier.
Das erste konkrete Projekt für den jungen Verein, ist der Kampf gegen die Einweg-Kaffeebecher. Dieser Kampf ist nicht aussichtslos und starke Partner sind bereits auf der Seite des Vereins: Die Stadtverwaltung Erfurt und die Stadtwerke.
Allein die Erfurter verbrauchen jedes Jahr über 7 Mio. Coffee-to-go-Becher. Gestapelt würden die in ganz Deutschland verbrauchten 2,8 Mrd. Exemplare* mehr als 7 Mal die Erde umrunden. Beeindruckende Zahlen. Aber es reicht schon ein Spaziergang durch die Stadt, um das Problem zu sehen. Die öffentlichen Papierkörbe können die Mengen an Einwegbechern kaum fassen – sie sind zwar leicht, aber verbrauchen schlicht zu viel Volumen. Das muss nicht sein. Lösungen müssen her. Es gibt sie. Natürlich ist der Kaffeegenuss vor Ort aus einer Porzellantasse am nachhaltigsten. Aber es gibt auch nachhaltige mobile Lösungen: der eigene Becher für unterwegs und für den spontanen Kaffeegenuss ist es der Pfandbecher. Die 13 Vereinsmitglieder ziehen durch die Stadt, gehen in Bäckerei-Filialen, in Cafés, sprechen mit den Mitarbeitern.
Ziel ist es, so viel Kaffee to Go Anbieter zu überzeugen, ein Pfandsystem anzubieten oder auch nur mitgebrachte Mehrwegbecher zu befüllen.
* (Quelle: Deutsche Umwelthilfe; Verbrauch von 2,8 Milliarden Coffee-to-go-Becher pro Jahr in Deutschland)
Infos zu Erfurt geht den Mehrweg
www.facebook.com/mehrwegerfurt
www.stadtwerke-erfurt.de/mehrweg
Fotos: Steve Bauerschmidt / Sascha Blank