Der Park Hohenrode in Nordhausen ist BUGA-Außenstandort. Das heißt: Auch hier soll 2021 alles schön sein und möglichst viele Besucher anziehen. Ein Original-Siesmayer-Park mit dendrologischer Sammlung und einzigartigen Bauwerken – das klingt einladend. Nur sind diese Bauwerke seit Jahren Baustellen.

„Oh Gott, die viele Arbeit!“, möchte man am liebsten laut rufen, wenn man den BUGA-Außenstandort in Nordhausen besucht: den Villenpark Hohenrode. Die Villa sitzt voller Schwamm und ist nur ein Schatten ihrer selbst. Der Park ist an vielen Stellen verwildert, ein süßer Pavillon am Rande sieht aus wie eine vollgesprayte Bushaltestelle. Vom Gärtnerhaus ist nur die Treppe geblieben, das Fundament verschwindet unter Efeu. Und die künstlichen Grotten, zu denen einst sogar ein Bärengehege gehört haben soll, sind baupolizeilich gesperrt.

Villa mit Park
Da braucht man viel Fantasie, um sich die einstige Fabrikantenvilla der Familie Kneiff in voller Pracht vorzustellen und dazu den von Heinrich Siesmayer angelegten englischen Landschaftsgarten. 1874 ließ sich der Tabakfabrikant Carl Kneiff von dem Architekten Ludwig Bohnstedt vor den Toren der Stadt ein gewaltiges „Einfamilienhaus“ bauen. Kneiff liebte Gehölze und bepflanzte das Gelände um das Haus herum mit Eichen, Ahornen, Magnolien und Exoten wie Trompeten- oder Kuchenbäumen. Am Ende umgaben ihn über 400 Baumarten auf seinem 10 Hektar großen Grundstück.

Ein Kleinod, das inzwischen in die Jahre gekommen ist. Die edle Villa stand ewig leer und ist vergammelt. „Ohne unsere ABM-Leute ginge heute gar nichts“, sagt Gisela Hartmann. „Und ohne den Förderverein und die Bürgerstiftung erst recht nicht.“ Die 78jährige war bis eben Vereinsvorsitzende des Fördervereins Park Hohenrode e.V. . Aus gesundheitlichen Gründen geht es nun nicht mehr. „12 Jahre lang habe ich keinen Urlaub gemacht und war jeden Tag hier im Park. Einer muss sich ja kümmern.“ Vorher hat Gisela Hartmann für den Landkreis Nordhausen gearbeitet – als Fachbereichsleiterin für Umwelt- und Naturschutz. Daher kennt sie auch so viele Leute und weiß, wie man Fördergelder beantragt.

Ein umtriebiger Verein
Innerhalb von fünf Jahren trieb ihr Förderverein 150.000 Euro auf und konnte den Park Hohenrode im Jahr 2010 kaufen. „Wir haben 600 Mitglieder und sind der größte Verein in der Stadt“, erzählt sie stolz. Hunderte Bäume hat der Verein bereits nachgepflanzt und das alte Kutscherhaus renoviert. Das ist jetzt Vereinssitz – und wer sich vorher anmeldet, bekommt auch Kaffee und Kuchen im „Café im Kutscherhaus“ serviert.

Das ist nur ein Anfang. Es soll richtig schön werden in Hohenrode. In kleinen Schritten geht es vorwärts: Ein Weg mit Holzbrettchen mit Sinnsprüchen führt um den Park herum. Gisela Hartmann zeigt ihn gern: „Das ist unser Poetenweg!“ Er führt am kaputten Pavillon und den einsturzgefährdeten Grotten vorbei und endet an einem Warttürmchen, das einst die Stadtwache nutzte. Von dort aus schaut man hinunter in den Park. Wenn er ordentlich gepflegt wäre, würde sich eine Sichtachse bis zum Herrenhaus ergeben. Aber das dauert wohl noch eine Weile.

Wege in die Zukunft
„Immerhin sind wir ein national bedeutsames Denkmal“, beharrt Gisela Hartmann, „vom Bund bestätigt!“ So kann der Förderverein auf weitere Fördertöpfe hoffen. Zudem macht eine neue Idee die Runde in Nordhausen: Das benachbarte Klinikum könnte sich vorstellen, ein Hotel im Park zu bauen. Darüber redet die umtriebige Gisela Hartmann nicht so gern. Die Mitglieder des Fördervereins sind gespalten. Einige finden die Idee prima, da das Klinikum den Park samt Villa retten würde. Die anderen meinen, so ein Neubau würde das idyllische Kleinod für immer zerstören.

„So oder so, bis zur BUGA in vier Jahren soll hier alles wieder wie zu Kneiffs Zeiten aussehen! Das ist mein großer Traum! Und dass unser Park dann BUGA-Qualität hat und dass Nordthüringen mehr Beachtung findet“, Gisela Hartmann gibt sich kämpferisch und weiß, dass es für solche Träume auf Leute wie sie ankommt. Da ruft ihr Mann an. Der nächste Termin wartet: das Mittagessen.

Service
Weitere Informationen und aktuelle Termine finden Sie unter: www.parkhohenrode.de
Parkführungen und Kaffee & Kuchen im Kutscherhaus können Sie gern telefonisch verabreden unter 03631 – 461 80 98 oder per E-Mail an hohenrode@gmx.de.