Seine 19 Jahre sieht man ihm nicht an. Sebastian Karsch lernt FIF: Fachkraft im Fahrbetrieb. Er ist im zweiten Lehrjahr und wenn er die Ausbildung hinter sich hat, darf er Straßenbahnen und Busse bei der EVAG Erfurt fahren.
Die Busfahrschule hat er schon hinter sich, auch die Fahrstunden auf der Autobahn. Dafür hat er fleißig geübt, nicht nur mit dem Solo-Bus, sondern nach Abschluss der Grundausbildung auch mit den großen Gelenkbussen. Die sind 18 Meter lang und haben damit 6 Meter mehr als die Solobusse. Für den „Schlenki“ gab es sogar eine zweiwöchige Extra-Einweisung. „Das fährt sich schon ganz anders, vor allem in Kurven“, sagt Sebastian Karsch. Aber auch das hat er gut gemeistert. Im Laufe der Einweisung in die größeren, 28 Tonnen schweren Busse ist er alle Linien der EVAG mehrfach abgefahren, um die Strecken kennenzulernen, zu sehen, wo man besonders aufpassen muss, immer mit einem erfahrenen Kollegen an der Seite.
Seit Anfang Februar darf er den Bus bereits allein steuern und ist im Linienverkehr unterwegs. Welche Bus-Linie er besonders mag? Da muss Sebastian Karsch nicht lange überlegen. „Die 141 ist eine gute Linie. Vom Marcel-Breuer-Ring aus geht es raus bis nach Schloss Vippach. Aber auch die 9 fährt er ganz gern. Da ist immer was los“, sagt er.
Schritt für Schritt wird er auf den Beruf vorbereitet. Dazu gehört auch, dass er die anderen Bereiche der EVAG kennenlernt. Und so steht immer wieder etwas anderes an. Manchmal fährt er mit den Dispatchern raus. Sie sind vor Ort, wenn es Störungen im Fahrbetrieb gibt, aber auch, wenn Falschparker die Gleise blockieren. „Ganz oft passiert das in der Johannesstraße“, weiß auch Sebastian Karsch. Oder er schaut den Kollegen in der Verkehrsleitstelle über die Schultern. Dort ist das Herz der EVAG. „Von hier aus wird der Verkehr kontrolliert, der Fahrbetrieb organisiert. Hier sieht man, ob die Busse und Bahnen planmäßig unterwegs sind oder Verspätung haben. Das war ganz toll, so im Mittelpunkt des Geschehens zu sein“, erzählt er.
Aber auch im EVAG-Mobilitätszentrum und in der Werkstatt werden die Azubis eingesetzt. „Nur so kann man verstehen, wie die Verkehrsbetriebe funktionieren. Jeder Bereich für sich ist wichtig“, sagt er. „Mein Vater war Straßenbahnfahrer. Das habe ich schon als Kind bewundert. Da war relativ schnell klar: Das will ich auch“, erzählt Sebastian Karsch.
Schon in der Schulzeit hat er regelmäßig Praktika bei der EVAG gemacht. So hat er die Werkstätten kennengelernt, gesehen, wie Bahnen zur Hauptuntersuchung komplett auseinandergenommen und wieder zusammengebaut werden. Und ihm ist auch klar, dass Fahrer bei der EVAG nicht nur im Schichtdienst, sondern auch an Sonn- und Feiertagen arbeiten. Dennoch kann er sich nichts Schöneres vorstellen. „Die Kombination aus Bus und Straßenbahn ist perfekt. Das wird nicht langweilig. Und man ist immer draußen und sieht, wie sich die Stadt verändert“, sagt Sebastian Karsch und freut sich, wenn er nach Abschluss seiner Ausbildung im Fahrdienst eingesetzt wird. Erstmal im Busbereich. Denn bis er Straßenbahn fahren darf, wird es noch ein Weilchen dauern. Im Juli starten die Fahrstunden, verrät er.
Drei Jahre dauert die Ausbildung. Die Berufsschule ist in Mühlhausen. Meist geht es per Fahrgemeinschaft dorthin. „Wir sind fünf Azubis, die zusammen angefangen haben. Wir sind ein gutes Team und helfen uns gegenseitig. Die Betreuung bei der EVAG ist super. Wenn man eine Frage hat, dann steht man nie allein da. Nicht nur die Mentoren, auch die Fahrer geben uns immer wieder Tipps“, erzählt der der junge Mann.
Fotos: Barbara Neumann