Schülerpraktikum kann auch Spaß machen. Benjamin war bei der EVAG und durfte sogar mit einem Dispatcher mitfahren. Weder hatte er eine Ahnung, was das sein sollte noch hatte er je davon gehört. Dementsprechend gespannt war er, was auf ihn wartet. 

Als ich früh am Morgen in die Verwaltung der EVAG am Urbicher Kreuz kam, brachte man mich zu Enrico Raab. Er hat bei der Gruppe der Verkehrsdispatcher den Hut auf. Diese Gruppe besteht aus ihm und acht weiteren Mitarbeitern. Zuerst erklärte er mir sehr gut verständlich die Aufgabengebiete der Dispatcher, von denen ich später noch einige selbst erleben durfte. Auch die Belehrungen zum Thema Brand und Flucht durften nicht fehlen.  In dem 5-säuligen Aufbau, stehen sie unter der ersten Säule, dem Verkehr – und Fahrbetrieb. Im Dreischichtsystem kümmern sie sich darum, dass in und um die öffentlichen Verkehrsmittel alles glatt läuft. Somit wird dem Fahrgast ein bestmöglicher Komfort geboten. Auch das Herz der Erfurter Verkehrsbetriebe – die Leitstelle – wurde mir kurz gezeigt.

Nach einem Kaffee, wie es sich gehört, ging es zu Thomas Fiedler. Mit ihm würde ich den ganzen Tag verbringen. Er hat, nicht nur weil er bei der Freiwilligen Feuerwehr und als einer von drei Notfall-Seelsorgern aktiv ist, ein umfassendes Wissen über so ziemlich alles, was mit Bus oder Straßenbahn zu tun hat. Das hat mich ganz schön beeindruckt. Dispatcher sind eigentlich „Mädchen für Alles“, erklärt er mir. Sie kümmern sich um größere Unfälle, bei denen öffentliche Verkehrsmittel beteiligt sind, z. B. wenn die Bahnen von Autos gerammt werden. Manchmal kommt es dadurch sogar zu einer Entgleisung der Bahn.

Aber auch die bekannten Falschparker gehören in ihren Aufgabenbereich. Die Dispatcher werden meist dann aktiv, wenn die Falschparker zu weit im Gleisbereich parken und die Bahnen dadurch nicht weiterfahren können. Sie kümmern sich aber auch um defekte Anzeigen oder helfen Fahrgästen, die einen Schwächeanfall erleiden. Sogar bei kaputten Glühlampen ist der Dispatcher gefragt. Ein sehr abwechslungsreicher Job.

Eine weitere sehr wichtige Aufgabe ist die Streckenkontrolle. Was für uns so aussieht, als würde man nur gelangweilt rumstehen, z. B. am Anger, ist eigentlich eine genaue Kontrolle der Fahrer und der Strecken der Umgebung. Manchmal wirkt schon ihre reine Präsenz Wunder. Und mancher Falschparker überlegt es sich noch mal, wo er sein Auto abstellt.  Kommt es doch zu Behinderungen des Verkehrsablaufs durch falsch abgestellte Autos, wird Hand in Hand mit der Polizei gegen sie vorgegangen. Problempunkte sind z. B. die Schule am Gebreite, an der der Schulbus Schwierigkeiten mit dem Wenden hat oder die Domstraße am Theater, in der die Autofahrer den nötigen Abstand zeitweise nicht einhalten.

Sollte es zu einem Einsatz kommen, sind die Dispatcher über ihr Funkgerät schnell informiert. Denn sie haben den direkten Draht zur Leitstelle. Bei schlimmeren Unfällen dürfen sie sogar mit Martinshorn und Blaulicht zum Unfallort fahren.

Unterwegs sind sie mit sogenannten Funkwagen. Zwei Stück haben sie davon. Mit denen sind sie eigentlich ständig in Bewegung. Eingeteilt in Stadtgebiete, sind im Normalfall beide Wagen auf Achse. Ob sie sich nun einen Ort zur Beobachtung suchen, Linien zur Kontrolle abfahren oder sich um defekte Signalanlagen kümmern,  sie sind immer präsent. Auch wenn wir das nicht merken. Die Transporter haben eine riesige Ausstattung und damit für  jeden erdenklichen Notfall ein Mittel zur Problemlösung an Bord. Ob nun der Motor ausfällt, eine Oberleitung geerdet werden muss oder ganz einfach die Glühbirne eines Scheinwerfers defekt ist, sie sind auf alles vorbereitet. Da fühlt man sich doch gleich viel sicherer, oder?

Damit alles läuft, wie wir es uns vorstellen, passiert hinter den Kulissen der EVAG einiges. Vieles davon merken wir gar nicht. Bevor wir eine Beschwerde wegen einer Kleinigkeit abgeben, sollten wir also die ganze Geschichte kennen. Die Dispatcher machen einen super Job und legen sich täglich für die Fahrgäste ins Zeug.

Text und Fotos: Benjamin Schuchardt