Edle Dinge sind oft empfindlich. Ein Kaschmirpullover ist schnell hinüber, wenn er mit der Waschmaschine gewaschen wird. Das alte Geschirr mit Goldrand ist bald das Gold los, wenn der Geschirrspüler die Reinigung übernimmt. So ähnlich verhält es sich mit dem Kopfsteinpflaster in der „guten Stube“ von Erfurt. krämerbrücke_3Sieht gut aus, bedarf aber einer liebevollen „Handpflege“. Maschinen würden den Sand zwischen den Kopfsteinpflastersteinen raussaugen, sodass sich die Steine lösen. Zwei orangefarbene Saubermänner ziehen deshalb mit dem Besen jeden Morgen 6 Uhr los, um die „gute Stube“ – den Fischmarkt, den WenigeMarkt, die Krämerbrücke, die Michaelisstraße – den vielen Touristen und Einheimischen besenrein zu übergeben. Nun bekommen sie technische Unterstützung. Es ist leise, umweltgerecht, sieht gut aus:
Ein Elektro-Lastenrad aus Berlin.

Das dreirädrige E-Bike überrascht mit einigen ausgeklügelten Lösungen, besonders mit der Neigetechnik. Diese ermöglicht trotz der drei Räder ein Fahrverhalten wie ein Fahrrad. Und sie lässt sich vom Lenker aus blockieren. Damit können die Fahrer an einer roten Ampel einfach im Sattel sitzen bleiben und brauchen beim Beladen keine Sorge haben, dass das Rad umkippt. Zwischen den Vorderrädern sind eine gewöhnliche 240 Liter Mülltonne und Halterungen für Besen und Schaufel angebracht. Bis zu 50 kg Straßenkehricht können wegtransportiert werden.

Stadtwerke Erfurt , Elektrische Lastenräder in der städtischen Straßenreinigung
Das Lastenrad ist ein Kind des Berliner Ingenieursbüros Adomeit Group GmbH. Gründer und Geschäftsführer Julius Adomeit und sein Team beschäftigen sich unter anderem mit automobilen Entwicklungsprojekten und dem Thema urbane Mobilität. „Der Fokus lag darauf, ein schnelles, wendiges und alltagstaugliches Lastenrad zu entwickeln“, sagt Adomeit. Aus diesem Grund ist das „Veleon“ auch verhältnismäßig schmal: Bei einer Breite von 76 Zentimetern stellen Türen kein Hindernis dar.
Das „Veleon“ erhielt 2014 den „Eurobike Award“ auf der weltgrößten Fahrrad-Messe in Friedrichshafen. Überzeugt hat die namhaft besetzte Jury die Neige-Technik.
„Piloten“ für das „Veleon“ sind vorerst die Saubermänner Ricky Beyer (Foto) und Volker Czeijka. Letzterer ist ein passionierter Fahrradfahrer und darf nun diese Passion auch in der Dienstzeit ausüben.
Für Thomas Niehoff, den Straßenreinigungschef, ist das „Veleon“ eine sympathische, aber auch sinnvolle Ergänzung zum schon stadtbekannten Citycleaner, dem kleinen Reinigungsfahrzeug, welches ab 14 Uhr den Anger sauber hält.