Drei Brüder bauen in der Altstadt an historischem Platz ein neues Fachwerkhaus
In der Comthurgasse riecht es nach frischem Fichtenholz. Gleich neben der pittoresken Kirchgasse, die sich an die Außenmauern des Augustinerklosters
schmiegt, entsteht ein traditionelles Fachwerkgebäude. Ein jahrzehntelang
verwaister Bauplatz erwacht zu neuem Leben. Die Brüder Tobias, Fabian und Gero
Pappe bauen im Herzen der Erfurter Altstadt ein Fachwerkhaus. Auch wenn das Denkmalschützern anfangs nicht unbedingt gefiel.
Michael Keller (Text)
Steve Bauerschmidt, Matthias F. Schmidt (Fotos)







1990 gründete das Trio gemeinsam die Firma Holzbau Gebrüder Pappe, die heute ihren Sitz in Kerspleben hat. Es war „eine der ersten Neugründungen in Erfurt“, sagt Fabian Pappe (61). Es gab damals jede Menge zu tun, erinnert sich Gero Pappe, mit heute 58 Jahren der Jüngste des Zimmermann- Clans. Vom ersten Tag an hatte man volle Auftragsbücher. Der Ratskeller am Fischmarkt wurde das erste große Projekt. Zwischen 30 und 40 Häuser in der Erfurter Altstadt haben seit 1990 ihren Fortbestand den geschickten Händen der Pappe-Handwerker zu verdanken. Schon 1986 hatten Tobias und Fabian Pappe in der Kirchgasse Nr. 9 und Nr. 12 ihr Debüt gegeben. Vom Abrissgebiet Huttenplatz wurden Bauholz und Steine geborgen. „Wir waren tatsächlich Profiteure des damaligen Abrisswahns“, sagen die Brüder. 1991 war es geschafft. Man zog ein. 1999 wurde die Weiße Gasse 5 zu neuem Leben erweckt und von Gero bezogen. Ein Jahr später wagte sich Fabian Pappe an einen weiteren Fachwerkneubau, die Kirchgasse 10. 1990 wollte die Stadt an der Ecke Comthur-/Kirchgasse einen Neubaublock bauen. „Wir kümmern uns“, hieß es im
Familienrat. 1996 kauften die Pappes das Grundstück. Und planten. Mehrere Jahre stritt man mit Bauamt und Denkmalschutz. „Erfurt ist keine Fachwerk-Stadt“, habe es allenthalben geheißen. „Stimmt nicht“, sagt Fabian Pappe. Jede Epoche habe immer ältere Baustile mit einbezogen. Erfurt habe eine Vielzahl von hervorragenden Fachwerkgebäuden. Der Vorwurf der Imitation von Vergangenheit und der damit verbundenen Abwertung des ‚echt Alten‘ – stand im Raum. „Wir hatten damals eine Empfehlung abgegeben, das Konzept zu überdenken“, sagt Dr. Mark Escherich, Chef der Denkmalschutzbehörde der Stadt Erfurt. Letztendlich sei es überarbeitet worden. „Es wird ein neues Gebäude im Stil der Erfurter Renaissance“, sagen Fabian und Gero unisono. So hoch wie das Augustinerkloster. Erdgeschoss plus drei Etagen. „Mit Lückenschlüssen in der Innenstadt bin ich letztlich immer glücklich“, sagt Denkmalschützer Dr. Escherich. Hochbaubeginn war übrigens April 2024. Am 1. November wurde bei strahlendem Sonnenschein Richtfest gefeiert. Alle Einzelteile des Hauses hatte man in der Werkstatt hergestellt und schon einmal zusammengesetzt. Danach wurde alles wieder auseinandergenommen, auf die Baustelle transportiert und vor Ort erneut zusammengesetzt.
Epilog: Zum Jahresende soll das Schmuckstück (Adresse: Gotthardtstraße 49) mit fünf unterschiedlich großen Wohnungen fertig werden und die ersten Mieter einziehen.
Es wird ein neues Gebäude im Stil der ErfurterRenaissance
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