Grüner Wasserstoff gilt als einer der Schlüssel für die Energiewende – klimafreundlich, vielseitig einsetzbar und damit entscheidend für Industrie, Verkehr und Wärmeversorgung. Doch Deutschland allein kann seinen wachsenden Bedarf nicht decken. Schon in wenigen Jahren soll mindestens die Hälfte des benötigten Wasserstoffs importiert werden. Dafür entstehen weltweit riesige Projekte: Spanien und Marokko nutzen die Sonne, Brasilien und Kanada Wind und Wasserkraft zur Herstellung des unsichtbaren Energieträgers. Von den teils weit entfernten Produktionsstandorten soll der Wasserstoff per Pipeline oder Schiff nach Europa kommen. Aber auch Thüringen und Mitteldeutschland mischen mit: Vor den Toren Erfurts, in Kirchheilingen, und in Leuna in Sachsen-Anhalt entstehen moderne Anlagen, die Wasserstoff direkt aus der Region ins Netz einspeisen sollen.
1. Nordsee – Offshore-Pipeline
Direkt vor der deutschen Küste entsteht eines der größten Wasserstoffprojekte Europas. Ab 2030 sollen riesige Windparks in der Nordsee zur Herstellung von Wasserstoff – mittels sogenannter Elektrolyseure – auf dem Meer genutzt werden. Per Rohrleitungssystem (Nordsee-Korridor) kommt der Wasserstoff nach Deutschland. Geplante Kapazität: bis zu 1 Million Tonnen pro Jahr.
2. Finnland – nordischbaltischer Korridor
Finnland setzt auf seine riesigen Windkraftreserven. Seit 2025 produziert das Land bereits grünen Wasserstoff, weitere Projekte sollen bis 2030 folgen. Über einen geplanten Pipeline-Korridor könnte Finnland bis zu 10 Prozent des europäischen Wasserstoffbedarfs decken und zu einem wichtigen Lieferanten für Deutschland werden.
3. Spanien & Portugal – iberischer Korridor
Mit dem Projekt „H2Med“ entsteht die erste grenzüberschreitende Wasserstoff- Pipeline Europas. Sie verbindet die iberische Halbinsel über Marseille mit dem europäischen Netz. Spanien und Portugal wollen bis 2030 jährlich bis zu zwei Millionen Tonnen grünen Wasserstoff exportieren – gewonnen aus Sonne und Wind. Ein Großteil davon könnte nach Deutschland fließen.
4. Marokko – Sonne für Europa
Marokko besitzt ein riesiges Potenzial aus Sonne und Wind. Mit deutscher Unterstützung baut das Land derzeit Pilotanlagen für grünen Wasserstoff. Ziel ist, bis 2030 große Mengen nach Europa zu liefern – über Schiffe und perspektivisch per Pipeline nach Spanien. Damit wird Marokko zu einer zentralen Brücke zwischen Afrika und Europa.
5.Nordafrika – Wasserstoff aus Sonne und Wind
Der sogenannte „SoutH₂-Korridor“ soll künftig grünen Wasserstoff aus Nordafrika nach Mitteleuropa bringen. Erste Projekte in Tunesien nutzen Wind- und Solarenergie, um Wasser in großem Maßstab zu spalten. Über eine Pipeline durch Italien und Österreich könnten so ab 2030 jährlich mehrere Millionen Tonnen nach Deutschland gelangen.
6.Brasilien – Vorreiter bei den erneuerbaren Energien
Brasilien deckt schon heute mehr als 90 Prozent seines Strombedarfs mit erneuerbaren Energien. Ein neues Gesetz fördert gezielt die Produktion von grünem Wasserstoff. Geplant sind Exportkapazitäten in Millionen-Tonnen-Größe, vor allem nach Europa. Damit wird Brasilien zu einem der wichtigsten Partner für die Energiewende.
Deutschland: „TH2ECO“ in Kirchheilingen (bei Erfurt)
In Kirchheilingen entsteht eine moderne Produktionsanlage für Wasserstoff. Sie spaltet Wasser mithilfe von Ökostrom in Sauer- und Wasserstoff. Das Projekt „TH2ECO“, an dem sich die SWE beteiligt, soll zunächst mehrere Megawatt leisten und später
ausgebaut werden. Der Wasserstoff wird direkt ins regionale Netz eingespeist
und nach Erfurt transportiert.
Deutschland: Leuna (Sachsen-Anhalt)
Leuna entwickelt sich zu einem zentralen Wasserstoff-Standort in Mitteldeutschland.
Herzstück wird eine 30-MW-Elektrolyseanlage, die jährlich mehrere Tausend Tonnen grünen Wasserstoff erzeugt. Über eine 25 Kilometer lange Pipeline gelangt
er direkt in die Raffinerie und ersetzt dort fossile Energieträger. Damit wird Leuna zum Vorbild für eine klimafreundliche Chemieproduktion.

