Edle Tropfen im historischen Ambiente des Erfurter Petersberges – mit dem Vinarium hat Stefan A. Beck nicht nur etwas ganz Besonderes an geschichtsträchtigem Ort geschaffen. Hier können Besuche in die Welt der Weine eintauchen und so manches Geheimnis der Weinkulinarik lüften.
Ihre Weinberge sind in ganz Thüringen verstreut, in der Nähe der Leuchtenburg, in Bad Sulza oder am Bünauer Berg in Kaatschen. Auf dem Erfurter Petersberg sind sie alle vereint: 12 Thüringer Winzer präsentieren eine Auswahl ihrer Weine in der alten Geschützkaponniere am Petersberg – auf dem Gelände der BUGA.

Unter dem Dach des ehrwürdigen Gemäuers hat Stefan A. Beck ein Vinarium eingerichtet, das seinesgleichen sucht. Das Ambiente ist edel, Böden und Decke sind mit Holz verkleidet, große Oberlichter tauchen das großzügig gestaltete Obergeschoss in ein warmes Licht. Das historische Gebäude, das aus den 1820er-Jahren stammt und unter den Preußen der Verteidigung des Festungsgrabens diente, wurde im Rahmen der Bauarbeiten komplett entkernt.
24 großzügig angeordnete Sitzplätze an kleinen runden Tischen lassen Luft zum Atmen, zur Besinnung auf die edlen Tropfen. Doch die Besucherzahl ist flexibel – bis zu 80 Personen finden hier Platz – ideal für Firmenevents oder private Feiern mit dem gewissen Etwas. Denn die Weinregale, die rundum angeordnet sind und die besten Tropfen der Thüringer Winzer präsentieren, stehen auf Rollen und lassen sich einfach verschieben.

Der 6 Meter lange Tresen ist für Weinproben geradezu prädestiniert. Wo andere Bier vom Fass zapfen, wird im Vinarium gutes Erfurter Trinkwasser ausgeschenkt – perfekt zum Neutralisieren zwischen den einzelnen Weinen. „Für uns ist das die optimale Kombination. Und ein Zapfhahn für Trinkwasser, das ist schon was Besonderes, das nicht jeder hat“, sagt Stefan A. Beck, dessen Herz für gute Weine und edle Spirituosen schlägt. In Erfurt ist er kein Unbekannter. Er ist nicht nur Inhaber der Weinmanufaktur Erfurt, auch die Destille am Fuße der Martinsbastion am Petersberg hat er aus der Taufe gehoben. Hier kreiert sein Team edle Brände und Liköre. Sein Fachwissen gibt er gern in Wein- und Spirituosenführungen weiter, nicht nur im egapark Erfurt, sondern auch in den Katerexpress-Touren der Erfurter Verkehrsbetriebe.

Mit dem Vinarium möchte er den Erfurter Petersberg beleben, die Besucher nicht nur für Weine, sondern auch für die wechselhafte Geschichte der Stadt und ihrer mächtigen Zitadelle interessieren. Benediktinermönche ließen sich hier Anfang des 12. Jahrhunderts nieder und errichteten eine Kirche, die ihresgleichen sucht. Das erste, was Besucher sahen, bevor sie die Stadtmauern erreichten, war die Peterskirche – der größte romanische Kirchenbau Thüringens.
„Wir fangen mit der BUGA an, bleiben aber auf Dauer, bieten Außenbewirtung, Weinproben und Weinseminare. Die Erfurter können einfach vorbeispazieren und wenn sie mögen, ein Glas Wein trinken“, sagt Stefan A. Beck. Das Vinarium wendet sich auch an Tagesgäste, Besucher, die mit dem Bus kommen und denen die Zeit fehlt, die einzelnen Thüringer Weingüter zu besuchen.
„Wir arbeiten eng mit dem Deutschen Weininstitut zusammen, sind quasi das neue Weinzentrum des Ostens, denn hier finden Fachseminare für Profis statt, hier kann man sich zum Anerkannten Weinberater Deutscher Weine ausbilden lassen“, sagt Stefan A. Beck stolz, der sich auch mit Luther und seinen liebsten Tropfen bestens auskennt.
An vielen BUGA-Wochenenden sind die Winzer selbst vor Ort, schenken aus und wecken Interesse für besondere Tropfen. Während der BUGA steht jedes Wochenende ein anderes Thüringer Weingut im Mittelpunkt. Besucher können sich aber auch die Woche über einen guten Überblick über die einzelnen Winzer verschaffen – die wichtigsten Sorten werden im Vinarium präsentiert, ebenso wie die Lieblingsweine der Thüringer Winzer. Wer eine Weintour durch Thüringens Weingüter plant, ist gut beraten, im Vinarium vorbeizuschauen – hier ballt sich das gesammelte Wissen, hier gibt es Flyer und Prospekte. Hier kann man sich von Susanne Schubert edle Tropfen kredenzen lassen – die Anerkannte Beraterin für Deutschen Wein kennt sich bestens aus.
Im Erfurter Vinarium kann man jedoch nicht nur in verschiedensten weißen oder roten Köstlichkeiten schwelgen, klassische Guts- und Premiumweine der Region probieren, sondern auch tief in die Weinkulinarik eintauchen. Hier erfahren Besucher vieles über das Geheimnis der Aromen, über die Bedeutung der Böden für den Charakter der Weine und den Weingenuss an sich, der sich nicht nur auf der Zunge, sondern ganz wesentlich auch in der Nase abspielt.
In der Aroma-Arena können Besucher eigenständig auf Entdeckungsreise gehen. Das Sehen, Riechen und Schmecken steht hier im Vordergrund. Hier werden nicht nur die verschiedenen Böden Thüringer Weinberge präsentiert, aus denen sich der Wein die gesamte Mineralik abholt. Hier können Besucher sehen, wie sich Weine der gleichen Rebsorte im Laufe der Jahre wandeln. Je nach Sonneneinstrahlung und Keltervorgang variieren die Weintiefen, die Farben von Weiß-, Rosé- oder Rotweinen. Welche Aromen stehen für Kerner, Scheurebe oder Sauvignon?
Wie verändern sich Geruch und Geschmack von Wein, wenn man ihn mit kleinen Holzstäbchen aus Kastanie oder Akazie versetzt und ihn vier Wochen gut verschlossen ziehen lässt? Was ist gemeint, wenn ein Rotwein sehr tannin- oder gerbstoffreich ist? Welche Schokolade harmoniert mit welchem
Wein? Welchen Käse reicht man zu welchem Tropfen? All das können Besucher in der Aromawelt mit allen Sinnen erforschen. Die Krönung des Ganzen ist der Schwarzglastest – der oft Welten zusammenbrechen lässt. Denn hier werden Weiß-, Rot- und Roséweine in gleicher Temperatur quasi blind präsentiert. „In den schwarzen Gläsern kann man die Farbe nicht erkennen. Wenn man die Weine nicht sieht, hat man oft ein Problem, weißen von rotem Wein zu unterscheiden“, erklärt Stefan A. Beck.
Freunde der Weinkultur werden aber auch im musealen Bereich fündig. Hier werden alte Werkzeuge des Weinanbaus präsentiert. Alte Butten aus Holz, in denen die Trauben auf dem Rücken transportiert wurden, kleine eiserne Weinbergböller, mit denen die Vögel vertrieben wurden, historische Korkmaschinen oder alte Weingefäße in verschiedenen Größen und Stilen – im Halbjahresrhythmus stellt das Weinmuseum der Neuenburg in Freyburg immer wieder neue interessante Exponate zur Verfügung.

Aber auch eine Stippvisite in dem kleinen Städtchen an der Unstrut lohnt sich – nicht nur zum Winzerfest. In der Ausstellung auf der hochmittelalterlichen Burg wird die Geschichte des Weins beleuchtet – als Getränk, aber auch als Arzneimittel oder Zutat zum Kochen. Hier wurde Turnvater Jahn geboren, hier soll der Thüringer Graf Ludwig der Springer, der als Erbauer der Wartburg bei Eisenach gilt, 1090 die Neuenburg – eine der mächtigsten Steinburgen in Mitteldeutschland – errichtet haben.
Text: Anke Roeder-Eckert
Fotos: Steve Bauerschmidt