Als im Frühsommer 1949 die Bauarbeiten zum Umbau des Angerkreuzes begannen, ging dem schon ein längerer Planungsprozess voraus. Denn die Nutzung der beiden Haltestellen am Anger durch alle hier verkehrenden Linien (1,2/5,3) hatte ab dem Frühjahr 1939, als die Linie über die Lange Brücke ebenfalls durch Markt- und Schlösserstraße geführt wurde, den „Flaschenhals“ offensichtlich gemacht. Grund für die Verlagerung war die unzureichende Tragfähigkeit der Langen Brücke, was neben moderneren Triebwagen auch den Einsatz von Beiwagen ausschloss. Diese wiederum waren aber wegen des Fahrgastaufkommens dringend erforderlich. Die Länge der Haltestelleninseln begrenzte aber die zeitgleiche Abfertigung auf einen Zug je Seite. Die gegenseitige Behinderung der Straßenbahnen kann man auf unserem Bild gut erkennen.
Die Zerstörung der Anger-Eckbebauung 1944 führte zu der Überlegung, die Straßeneinmündungen zu einer Kreuzung umzugestalten. Ein Problem in der Nachkriegszeit waren jedoch fehlende Schienen. Diese mussten aus den Westzonen beschafft werden, denn in der sowjetischen Besatzungszone gab es kein Walzwerk, das Rillenschienen für die Straßenbahn walzen konnte. Die noch vorhandene Kreuzung vom Kaffeetrichter der alten Linie über die Lange Brücke und durch die Löberstraße zum Schützenhaus war die Rettung.
Sie wurde ausgebaut, aufgearbeitet und am Anger eingebaut. Daraus ergaben sich zwei Randbedingungen: Erstens der Kreuzungswinkel und zum Zweiten, dass keine Weichen eingebaut wurden, denn die Gleisanlage am Kaffeetrichter besaß bis zum Ausbau der Kreuzung keine Weichen. Der Kreuzungswinkel führte übrigens zu recht kurzen Haltestelleninseln, die in Vorbereitung des Tatra-Einsatzes zu einer erneuten Änderung der Gleisgeometrie zwangen, aber das ist eine andere Geschichte.
Bliebe noch zu erwähnen, dass man am Quertragwerk rechts die Isolatoren der neuen Daberstedter Obuslinie sehen kann, während von der Hochheimer Linie entlang des Angers noch nichts zu sehen ist, denn die wird noch 2 Jahre auf sich warten lassen.
Interessant ist noch die Teilverglasung der Fahrzeuge, welche uns daran erinnert, dass noch längst keine Normalität in den Alltag der Menschen eingezogen ist…
Text: Michael Nitschke, Foto: EVAG-Archiv
Es heißt: „… dass keine Weichen eingebaut wurden, denn die Gleisanlage am Kaffeetrichter besaß bis zum Ausbau der Kreuzung keine Weichen.“ – Wenn das so war, dann konnte aber die ab 1939 über Markt- und Schlösserstraße gelegte Linie 3 aber auch nicht mehr zur Thüringenhalle fahren. War das wirklich so?