Wenn die isländische Nationalhymne ertönt, es nach orientalischem Gebäck riecht und eine Horde Kinder an einem vorbeizieht, dann ist das höchstwahrscheinlich kein Tag wie jeder andere. So geschehen am Mittwoch im Atrium der Stadtwerke in der Magdeburger Allee. Es war der Finaltag vom Schulprojekt Emils Weltreise. Klar, dass ich wissen wollte, was da los ist…
Mitten drin statt nur dabei
Ich habe mich also direkt ins Getümmel gestürzt. Der große Konferenzraum im SWE Hauptsitz war voll mit Schülern. Über 70 sind es. Es sind die drei Klassen, die bisher die meisten Punkte bei Emils Weltreise gesammelt haben. Heute geht es um den Gesamtsieg.
Vor mir sitzt eine Gruppe Jungs. Sie schienen mächtig beschäftigt. Es wurde heiß diskutiert. „Wie weit ist die Sonne denn nun von der Erde entfernt? 500.000 Kilometer?“, fragt einer. In seiner Stimmlage merkt man eine gewisse Hektik. „Nein, niemals. Eher 200 Millionen Kilometer. Oder? Wir müssen uns entscheiden. Los jetzt, die Zeit läuft ab“, ruft ein anderer.
Die Jungs heißen Sebastian, Max, Johannes und Lucas. Sie gehen in die 7b des Heinrich-Mann-Gymnasiums in Erfurt. Gerade versuchen sie die Schätzfrage zu beantworten. Die Zeit dafür ist knapp. Das Team muss gut zusammenarbeiten. Dieses Mal sind sie knapp gescheitert. Eine andere Gruppe war näher dran. Die Sonne ist rund 150 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Die vier Jungs ärgern sich. Denn es geht um wichtige Punkte. „Wir arbeiten seit sieben Monaten an Emils Weltreise. Heute ist großes Finale und wir wollen mit unserer Klasse gewinnen“, erzählt Max.

Emils Weltreise: Schulprojekt zur Elektromobilität
Sebastian erklärt das SWE Projekt so: „Bei Emils Weltreise geht es um einen jungen Pinguin namens Emil. Er nimmt uns mit auf eine Reise um die Welt. Wir experimentieren, müssen Rätsel lösen und lernen dabei andere Länder kennen. Dafür gibt es dann Punkte. Alles dreht sich um die Energiewende.“ Langsam begreife ich, was hier heute los ist. Ich staunte, wie sich die Kids bei ihren Aufgaben anfeuern und gegenseitig helfen. Auf die leichte Schulter scheint es keiner zu nehmen. Es geht um was.
Die Anspannung ist im ganzen Raum zu spüren. Gleich müssen die Jungs einen Vortrag halten. Hier schließt sich der Kreis: Es geht um Island. Sie starten mit der Nationalhymne und verschaffen sich direkt Aufmerksamkeit. Das ist gut, denn was die Jungs erzählen ist spannend. Der Inselstaat im Nordatlantik glänzt nicht nur durch seine spektakuläre Landschaft, sondern auch mit innovativer Energiegewinnung. Die Isländer sind die Pioniere in der Geothermie. Sie nutzen Erdwärme, um Strom zu erzeugen. „Das ist möglich, weil es ungewöhnlich viele aktive Vulkane auf der Insel gibt. Island wird deswegen auch als die grüne Batterie Europas bezeichnet“, erklärt Johannes.
Für ihren Vortrag bekommen die Jungs jede Menge Applaus. Viel Zeit dafür bleibt aber nicht. Die nächste Gruppe bereitet bereits ihre Aufführung vor. Eine große Schüssel wird aufgestellt. Sie ist mit Wasser gefüllt. Kleine Spiegel und Platten schwimmen darauf. Schnell wird noch der Tisch zurechtgerückt. Schon ist sie fertig, die Kulisse für ein Reisebüro. Das wird direkt von Michael Strupp betreten. Der ist eigentlich Lehrer an der Gemeinschaftsschule am Roten Berg. Heute schlüpft der 13-jährige Conan in seine Rolle. Ein kleiner Spaß, der viel mehr eine Wertschätzung der Schüler an ihren Lehrer ist.
Der richtige Herr Strupp fiebert gespannt mit seinen Schützlingen mit. In dem Stück sucht er nach einem spannenden Land, das man mal besuchen sollte. Die Reiseberaterin, gespielt von Hannah, empfiehlt ihm ein Auge auf England zu werfen. Dort gibt es nicht nur Königshaus oder schöne Gebäude zu bewundern. Interessant ist auch die Technik, mit der England seine Bevölkerung mit Energie versorgt. Da der Platz auf der Insel begrenzt ist, werden die Weiten des Meer genutzt. Strom und Wärme erzeugen riesige schwimmende Solaranlagen – die Schüssel verdeutlicht das Prinzip. Einfach toll!
Ausgezeichnet
Mir fällt auf, wie gut sich die Schüler mit ihren Themen auskennen. Während des Projekts schauten sie nicht nur auf die Energieerzeugung in Erfurt oder Thüringen. Bei Emils Weltreise lernten sie auch, was Energiewende in anderen Ländern bedeutet. Je nach Team schauten sie zum Beispiel auf Armenien, Marokko, Russland oder eben Island und England. Hut ab, wie sie ihr gesammeltes Wissen an die anderen Teams weitergaben. Das ist Lernen in einer ganz besonderen Form.
Seit September 2017 arbeiten die Kids an ihren Aufgaben. Da startete Emils Weltreise mit einer Projektwoche bei den Stadtwerken. Die Schüler haben eigene Elektromobile gebaut und coole E-Mobile getestet. Danach mussten sie immer wieder Rätsel und Fragen lösen. Jetzt sind die Schüler kleine Experten in Sachen erneuerbare Energien – und wurden für ihre starken Leistungen ausgezeichnet.

Am Ende setzten sich die Schüler der Klasse 7b vom Heinrich-Mann-Gymnasium durch. Sie dürfen sich nicht nur über den Emils-Weltreise-Wanderpokal freuen, sondern auch über eine Fahrt nach Dresden. Dort besuchen sie die Gläserne Manufaktur. Bei einer Führung durch die Fertigungshallen erfahren sie alles rund um den Bau von Elektroautos. Platz 2 belegte die Klasse 7b von der Gemeinschaftsschule am Roten Berg. Für sie geht es mit Segways durch Erfurt. Auch die 6c der Gemeinschaftsschule am Nordpark kann sich freuen. Die Klasse bekommt einen Freizeit- und Mobilitätsgutschein im Wert von 250,00€. Damit können sie es sich im egapark oder den SWE Bädern gemütlich machen. Die EVAG bringt sie bequem hin und zurück.
Die Auszeichnung übernahm Frau Anja Siegesmund, Thüringer Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz, höchstpersönlich. Sie ist Schirmherrin des SWE Bildungsprojektes. Unterstützung erhielt sie von Karel Schweng, Geschäftsführer SWE Energie GmbH.
Übrigens: Im Herbst 2018 startet Emils Weltreise in die zweite Runde. Alle interessierten Erfurter Schulen können sich ab sofort bei den Stadtwerken Erfurt bewerben.
Sehr cooles Projekt! Vor allem wird es in dem Beitrag auch sehr gut beschrieben. Es macht mir Spaß den Text zu lesen und ich wünschte, wir hätten so etwas auch mal in der Schule gemacht.
Wow! Danke für die lieben Worte. Es freut uns, wenn Beiträge angekommen – und Feedback gegeben wird.
PS: Ich hätte auch gerne solche Projekte in der Schulzeit gehabt 😉
Ich habe diesen ewigen ganz normalen Unterricht irgendwann als ziemlich langweilig empfunden, muss ich hinzufügen