Bei Castings dreht es sich naturgemäß um die beste Stimme, besondere Schauspielfähigkeiten oder einfach gutes Aussehen. In Erfurt fand jetzt ein Casting der etwas anderen Art statt. Gesucht wurden die besten Busfahrer der Landeshauptstadt. Sie vertreten Erfurt bei „Osnabrück sucht den Super-FiF“, einem bundesweiten Wettbewerb für Busfahrerinnen und Busfahrer.
Samstag, 8:00 Uhr. Die Sonne kämpft sich langsam durch den grauen Wolkenvorhang über Erfurt. Vor der großen Fahrzeughalle der EVAG am Urbicher Kreuz sammeln sich neun Bus- bzw. Straßenbahnfahrer (Fachjargon: FiF, Fachkräfte im Fahrbetrieb). Es herrscht Gewusel. In der Halle werden Busse rangiert, Rohre platziert und Bälle aufgeblasen. Auch eine Unfallstelle wird nachgestellt.
Draußen warten jede Menge Kegel, Absperrbänder, ein Toiletten-Vorleger (dazu später mehr) und ein Kinderwagen auf ihren Einsatz. „Das hat es hier so auch noch nicht gegeben“, sagt Knut-Michael Heyck. Er ist Verkehrsmeister bei der EVAG. Zusammen mit Udo Bauer, Abteilungsleiter Personalmarketing und -entwicklung bei der SWE, organisiert er das außergewöhnliche FiF-Casting.

„Heute entscheidet sich, wer für Erfurt an den Start geht“, sagt Udo Bauer. Die Verkehrsbetriebe Osnabrück möchten wissen, wer sein Fahrzeug am besten beherrscht. Dafür laden sie Busfahrerinnen und Busfahrer aus ganz Deutschland zu einem Wettbewerb ein. Rund 30 Nahverkehrsunternehmen sind dabei.
Jedes stellt ein Team, welches aus zwei Männern und einer Frau besteht. Die Teilnehmer dürfen maximal 32 Jahre alt sein. Es ist egal, ob sie ausgelernt haben oder noch Azubis sind. Hauptsache, sie können Bus fahren. Das müssen sie in verschiedenen Aufgaben unter Beweis stellen.
Geschick und Können gefragt
Sechs Stationen galt es beim ersten offiziellen Erfurter Vorentscheid zu absolvieren: Bus-Kegeln, Bus-Dart, Rückwärtsfahren, ein theoretischer Test, Erste-Hilfe und exaktes Einparken. Die Aufgaben hatten es in sich.
Bus-Dart
Beim Bus-Dart liegt die Zielscheibe vor dem Bus auf dem Boden. Mit einem Pendel an der Schnauze muss möglichst die Mitte der Scheibe getroffen werden. Gar nicht so leicht, wie Kay Hinninger sagt. Er ist Auszubildender im dritten Lehrjahr bei der EVAG. „Beim Anfahren ist die Zielscheibe irgendwann nicht mehr im Sichtfeld. Man sieht sie nur noch über den Totwinkel- bzw. Weitwinkelspiegel im Innenraum. Die Optik ist dabei ziemlich verzerrt“, berichtet er. Es braucht ordentlich Geschick, um das Bullseye zu treffen. Als Zielscheibe machte sich der schon erwähnte Bad-Vorleger übrigens ausgezeichnet 😉
Bus-Kegeln
Als nicht weniger schwierig erwies sich das Bowlingspielen auf vier Rädern. Für das Anfahren des übergroßen Balles beim Bus-Kegeln brauchte es allerhand Mut. „Beim ersten Mal habe ich zu früh abgebremst und den Ball nicht erwischt. Es war ein Reflex“, sagt Maria Malcherek. Sie ist ausgelernte Fachkraft im Fahrbetrieb und fährt Bus sowie Straßenbahn in Erfurt. Malcherek: „Beim zweiten Mal klappte es dann besser. Vier der sechs blauen Rohre fielen um und brachten Punkte ein.“
Auch beim Theorietest, dem zielgenauen Einparken und den anderen Stationen ging es um Punkte. Ziel: So viele Punkte wie möglich einfahren. Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen, aber auch ein großer Spaß für alle Beteiligten. Am Ende setzten
sich Philipp Homberger (145 Punkte, 2. Lehrjahr), Markus Jarmer (138 Punkte, ausgelernt), Ivonne Schieritz (133 Punkte, 3. Lehrjahr), Maria Malcherek und Eric Finke (je 126 Punkte und ausgelernt) nach Punkten durch. Drei von ihnen fahren im August nach Osnabrück. Vorher ist noch ein kleines Trainingslager geplant. Wir drücken unseren Super-Fifs die Daumen und werden berichten.

Die Vorbereitung hat sich gelohnt 😉 hier geht es zum Ergebnis des Ausscheids in Osnabrück. Wir sind auf Platz 2 der Mannschaftswertung. Philipp Homberger hat den zweiten Platz unter den männlichen Teilnehmern geholt.