Wer hat gern Ameisen in der Wohnung? Bianca Drenske in Berlin-Schöneberg! Bei ihr leben gleich 500.000 Stück! Das entspricht neun jungen Ameisenvölkern, die sich immer weiter vermehren. Ein hoffnungsloser Fall? Nein! Bianca Drenske züchtet sie mit purer Absicht. Zwei ihrer Völker sind für die Bundesgartenschau 2021 in Erfurt bestimmt.
Die Ameisen krabbeln bei den Drenskes nicht wild herum, sondern werden in Formicarien gehalten. Das sind spezielle Terrarien für die Ameisenzucht, die über Röhren miteinander verbunden sind.
Würfel an Würfel
Bianca Drenske zeigt das an drei Glaswürfeln, in denen südamerikanische Blattschneiderameisen heranwachsen. Im ersten Würfel befindet sich eine Mischung aus Sand und einem weißen Pilz. Der zweite Würfel ist bis obenhin nur mit Sand gefüllt, den die Ameisen nach Belieben herumschleppen. Zum Beispiel in den dritten Würfel, in dem sie gerade mit Brombeerblättern gefüttert werden.
Die Blattschneider
„Füttern ist nicht ganz richtig. Sie schneiden diese Blätter klein und bauen darauf einen Pilz an, von dem sie sich ernähren. Das sind regelrechte Pilzfarmer. Die betreiben Landwirtschaft“, erklärt die 42-jährige Ameisenexpertin. „Im vorigen Jahr habe ich bei diesem Volk mit einer Königin und rund 100 Arbeiterinnen angefangen. Jetzt werden es bald mehr als 10.000 sein. Da gibt’s schon einen gewissen Wuselfaktor!“
Und der wird noch beeindruckender: Zu einem ausgewachsenen Volk Blattschneiderameisen gehören bis zu 7 Millionen Arbeiterinnen. Sie zerhäckseln eine Tonne Blätter im Jahr. Sogar Finger können sie blutig schneiden, da muss Bianca Drenske gut aufpassen. „Die Blattschneider sind sehr kriegerisch, regelrecht mafiosi-like. Die würden knallhart die Atombombe zünden, wenn sie eine hätten!“
Faszination Ameise
Bianca Drenske „züchtet“ ihre Ameisen für Zoos, Museen und Umweltschulen – und für das Wüsten- und Urwaldhaus „Danakil“, das zu Bundesgartenschau 2021 in Erfurt entsteht. Im Mai wird sie die Blattschneider nach Erfurt in den egapark bringen. Dort soll das Volk in den nächsten drei Jahren weiter wachsen. „Da ist mehr Platz als in unserer Arbeitswohnung.“ Dort brechen auch hin und wieder mal Ameisen aus. Die Züchterin sammelt sie dann mit ihrem Mann wieder ein. Nur in absoluten Notfällen greift sie zum Staubsauger. Und bei so einem Ausbruch aus dem „Danakil“? „Da kann eigentlich nichts passieren. Die Blattschneider würden außerhalb des Urwalds nicht lange überleben. Denen fehlt die Wärme und die Luftfeuchtigkeit.“
Seit über 20 Jahren ist die ausgebildete Biologielehrerin von Ameisen fasziniert. Ihre Examensarbeit sollte einst etwas Praktisches sein. Als sie in einer Schule einen Schaukasten mit Waldameisen sah, war es Liebe auf den ersten Blick. „Erst habe ich mich in die Ameisenwelt eingelesen, aber das hat mir nicht gereicht. Ich wollte selbst sehen, was da passiert und wie unterschiedlich Ameisen sein können. Das ist total spannend! Es gibt über 14.000 verschiedene Arten!“
Die „Goldärsche“
Für Erfurt züchtet die Berlinerin gemeinsam mit ihrem Mann neben den Blattschneidern, die im Urwald leben, afrikanische Wüstenameisen. Die bilden keine Riesenvölker wie die Blattschneider. Dafür haben sie einen markanten gelben Hinterleib, der die Wüstensonne gut reflektieren kann. „Ich sage immer ‚Goldärsche‘ zu denen. Die Blattschneider sind Vegetarier und sehr kämpferisch. Meine ‚Goldärsche‘ sind Fleischfresser, aber keine Gladiatoren. Die trauen sich in der Wüste nur an Insekten ran, die die Hitze unterschätzt haben und kurz vor dem Verenden sind. Die fressen Heimchen und Grillen. Bei mir bekommen sie aber Zuckerwasser.“
Die goldenen Wüstenameisen wollen es warm. 24 Grad sind perfekt, Hotspots mit über 30 Grad heiß begehrt. Die „Goldärsche“ ziehen im Mai ebenfalls in den egapark um. Bis dahin werden es wohl rund 5.000 Stück sein, Tendenz steigend. Ihre Königin wird weiter fleißig Eier legen – bis zum Erstbezug der Wüstenabteilung des „Danakil“-Hauses.
Die Forschung geht weiter
Bestimmt kommt die Ameisenfrau Drenske sie dann besuchen, denn sie forscht über ihre Lieblingstiere, schreibt Bücher und veranstaltet Ameisenseminare.
„Vieles weiß man noch gar nicht über sie“, schwärmt die Frau, der nicht einmal der Stich einer Bulldoggen-Ameise in Australien die Leidenschaft nehmen konnte. Obwohl er schmerzhaft wie ein Wespenstich ist. „Da gibt es noch unendlich viel zu erkunden!“
Ameisenzucht für Einsteiger
Wer nun auch Ameisen züchten möchte – das ist durchaus möglich. „Die Varianten reichen von leicht bis schwer“, verrät Bianca Drenske. „Für den Anfang empfehle ich die einheimische Schwarze Wegameise. Mit Zubehör müsste man da so 50 bis 100 Euro investieren. Und dann kann es auch schon losgehen.“
Buchtipp
Bianca Drenske & Dirk Drenske „Das spannende Leben im heimischen Wohnzimmer – Eine Einführung in die Ameisenhaltung“ (4. Auflage, AntsNature, Berlin, 2014)
Ein Klick: Hier geht es zur Internetseite von Bianca Drenske
Fotos: Benjamin Pritzkuleit
Ameisen züchtet man nicht, Man haltet sie. Außerdem ernähren sich nur die Larven von den Früchten des Pilzes. Die Arbeiterinnen selber zerquetschen die Blätter und ernähren sich von dem Saft wo austritt. Der Pilz bekommt dann das wo noch vom Blatt übrig geblieben ist. Und Zuckerwasser ist auf die Dauer nicht gut. Es fehlen da nämlich die ganzen Vitamine und Mineralien. Ahornsirup oder je nach Ameisenart auch Obst ist besser.
Ich mache übrigens einen Blog wo ich über meine 2. Lasius Niger Kolonie schreibe.
https://dielasiusniger.wordpress.com