Jetzt mal Hand auf’s Herz: Was macht für Sie ein tolles Abendessen aus? Mit Freunden zu kochen? Neue Leute zu treffen? Den Abend auswärts mit Rotwein und Musik von einer kratzenden Schallplatte ausklingen zu lassen? Impressionen vom Erfurter Running Dinner: 3 Gänge, 3 Wohnungen, 6 Gruppen.
Aufatmen: Sie müssen sich nicht entscheiden, aber: Sie müssen bitte, bitte mit uns einkaufen kommen! Wir, das sind Veronika, Lena, Julia, Sebastian und ich, Benedikt. Und zu fünft stehen wir gerade vor dem Gemüseregal und begutachten Spinat. Können Sie uns da vielleicht helfen – wir haben nämlich noch nie zusammen eingekauft…

… geschweige denn miteinander gekocht! Zwei Premieren also heute Abend – und damit nicht genug: Wir sollen in ein paar Stunden für 15 Unbekannte ein Essen auf die Beine stellen.

„Na, meistens wollen die Leute einfach nur die Vorspeise“, lacht Jack-Leon. Und ja, auch wir haben uns beim Fachschaftsrat Wirtschaftswissenschaften der Fachhochschule für das erste der drei Gerichte des Abends beworben. Denn beim „Running Dinner“ sind wir sozusagen noch Erstis, obwohl wir zwischenzeitlich alle im Master an der Erfurter Universität studieren. Doch von Anfang – „Running Dinner“, was ist das überhaupt?
„Ursprünglich gab’s mal ein ‚Jumping Dinner‘, aber halt noch nicht in Erfurt. Es sind jetzt bestimmt schon mehr als 10 Jahre, in denen wir das Pendant hier organisieren“, erklärt Romy. Zusammen mit den 11 weiteren Studenten der Business Administration an der Erfurter Fachhochschule gehört sie zum Organisationsteam. Und das hat gerade, zwei Wochen vor dem Vorheizen unseres Backofens, mächtig viel zu tun. „Momentan sind es schon ungefähr 80 Gruppen, aber wir rechnen noch mit einigen, so dass am Ende wohl 800 Leute koordiniert werden müssen“, erklärt Stefanie. Zusammen mit Jack-Leon trägt sie auch unsere Gruppe ein und gibt uns auch schon Tipps: „Es sind mindestens drei und maximal fünf Leute pro Gruppe, so dass ihr eure Vorspeise für irgendwas zwischen neun und 15 Gäste vorbereiten müsst.“ Wer da in ein paar Abenden an unserer Tür klingeln wird? Florian lacht: „Vom Studenten über Leute, die unsere Plakate in der Stadt sehen bis zum Professor waren wirklich schon Viele dabei!“
Zurück aus dem Supermarkt und zwei Stunden vor Minute X: Sebastian würfelt bereits Tomaten.

Entschieden haben wir uns übrigens für Blätterteigtaschen – zwei vegetarische Varianten und eine Sorte gefüllt mit Fleisch. „Unverträglichkeiten hatten wir sonst keine, oder?“, fragt Lena in die Runde. „Naja, zu viel Knoblauch wäre immer doof, ne?“ – in Bezug auf meine Flirtchancen auf der Aftershowparty rollt Veronika nur die Augen: „Da hättest Du vielleicht auch einfach ein hübsches Hemd anziehen sollen.“

„Frischkäse schon drauf?“ – „Nee, den Spinat doch erst vermischen! Also, steht hier.“ Ohne Julias Online-Rezeptsammlung wären wir denn auch aufgeschmissen… Und überhaupt – wie lange sollen die Taschen denn in den Ofen? „Miiiiist!“ – gar nicht mehr, wenn man sie vorher auf der Hose verteilt. An Sebastians Jeans werden also letzte Reinigungsarbeiten nötig, während Lena die ersten Gebäckteile bereits in die Backröhre schiebt. „Zwanzig Minuten müssten doch reichen…“ – „Um die Dinger ordentlich abzubrennen?“ – Klingeln.
Isabelle und Leona stehen mit ihren Gruppen vor unserer Tür. „Wir sind nur zu dritt“, lacht Isabelle mit Blick auf eilig herbeigezogene Klappstühle – in Lenas Wohnküche wird derzeit die Heizung zur Sitzgelegenheit. Gerade das Improvisieren macht ein ‚Running Dinner‘ aus – und auch die Gespräche kommen so schnell in Gang. Anderthalb Stunden für einen Gang verfliegen dann auch tatsächlich, bevor wir schon zur Hauptspeise ans andere Ende der Stadt aufbrechen müssen.
Hier hat das ‚Running Dinner‘ wahrscheinlich seinen Namen her – denn trotz der sorgfältigen Gruppenzuteilung sind kleine Verspätungen an der nächsten Wohnung nicht ganz zu vermeiden. Der Clou: Es erwarten uns zwei andere Gruppen, die vorher andere Vorspeisen genossen haben – für Gesprächsthemen ist also gesorgt. An einem Abend werden wir so bis zu dreißig neue Leute kennenlernen. Zehn davon warten gerade im Andreasviertel auf uns. Veronika kündigt uns zaghaft über die Sprechanlage an: „Hallo, wir kommen zum Running Dinner?“ – Lachen am Ende der Leitung. „Klar, ganz oben!“ Von Marianne und ihrer Gruppe werden wir dann nach einem Aufstieg in den vierten Stock herzlich begrüßt. Lachs-Spinat- und Gemüsequiche erwartete uns – und unsere Blätterteigvorspeisen kommen uns gegen die Hâute cuisine beinahe strümpfig vor. Der Stimmung tut es in jedem Fall keinen Abbruch, im Gegenteil: „Wow, das ist ja toll – wie macht man sowas?“, dass ich mal interessiert über Kochrezepte sprechen werde, habe ich vorher auch nicht für möglich gehalten.

Ebensowenig wie die Partyüberraschung der zweiten Gruppe – mit Konfettikanonen wurde die Wohnung zum Gruppenbild in eine Faschings-Party verwandelt, geleertes Geschirr und gefüllte Tassen inklusive. Die Gastgeber nahmen es mit Humor und flüchteten nach weiteren 90 Minuten ebenfalls zum Dessert. In der Krämpfervorstadt erwarteten uns drei neue Gastgeber mit einem hervorragenden Tiramisu, bevor der lange Abend zusammen mit allen Gruppen bei der Aftershowparty endete.

Das nächste Running Dinner findet voraussichtlich im Juni 2018 statt. Auf dem aktuellen Stand bleibt man bis dahin über Facebook.
Text und Fotos: Benedikt Pototzky – Expraktikant der Unternehmenskommunikation und uns immer noch verbunden 🙂
Aussenstuck bedeutet, der Mode zu folgen, die zurückkommt.
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