egapark-Mitarbeiter ziehen 211-kg-Riesen
Kürbis lässt grüßen: Er ist ein Nimmersatt, in der Phase seiner Reife wünscht er bis zu 200 Liter Wasser am Tag. Außerdem beansprucht er viel Zeit und Aufmerksamkeit. Wenn die Bedingungen und der Faktor Zeit stimmen, wächst ein wahrhafter Riese heran. Die Zucht von Riesenkürbissen und Wettbewerbe zum Ermitteln des schwersten Giganten sind eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Aus den USA kam dieser Trend auch vor Jahren nach Deutschland. Mehr als 1 Tonne brachte das weltweit bisher größte Exemplar auf die Waage. Züchter ist aber kein Amerikaner, sondern ein belgischer Kürbisfreund. Der Wettbewerbskürbis von Matthias Willemijns bei den Europameisterschaften 2016 im baden-württembergischen Ludwigsburg hat 1190,5 Kilo gewogen und damit den bisherigen Höchstwert um fast 150 Kilo übertroffen.
Auf 211 kg ist der Kürbis der Sorte Atlantic Giant herangewachsen, den egapark-Mitarbeiter Wolfgang Schuchardt gemeinsam mit seinem Kollegen Alexander Erhardt im Park gehegt und gepflegt hat. Der Riese konnte nur noch mit dem Gabelstapler verladen werden, als es auf den Weg zum Kürbiswettbewerb nach Fambach ging. Von dort kam auch der Anstoß für die beiden egapark-Mitarbeiter, sich an der Anzucht eines orangefarbenen Riesen zu versuchen. Bei der letztjährigen egapark-Herbstausstellung war Wolfgang Schuchardt mit den Südthüringer Kürbisfachleuten ins Gespräch gekommen, natürlich beim Kürbiswettbewerb. Dort fungierte Wolfgang Schuchardt als Wiegeverantwortlicher und erhielt von den Profis aus dem Thüringer Wald Samenkerne eines Atlantic Giant und Tipps zur Anzucht.
Ein Riesenkürbis ist nicht irgendein beliebiger, zu groß geratener Kürbis, „er hat’s in den Genen“. Es handelt sich um eine ganz bestimmte Art in der Pflanzengattung der Kürbisse aus der Familie der Kürbisgewächse, einen „Cucurbita maxima“, Sorte „Atlantic Giant“. Die Samen gibt es zu kaufen, der Experte bezieht sie aber von ganz speziellen Züchtern, per Handschlag sozusagen.
Wolfgang Schuchardt erzählt über Kinderstube und Jugendzeit des Riesenkürbisses aus dem egapark. Die Kerne sind hart und stabil. Zum besseren Keimen wurden sie angesägt und quollen dann noch längere Zeit im Wasser. Anschließend wanderten die Kerne in kleinen Töpfe ins Schuchardtsche Gewächshaus. Nach sechs Wochen waren daraus stattliche Setzlinge gewachsen. Zwei Pflanzen zogen dann um in den egapark. Zuvor bekamen sie ein weiches Bett aus Dung und Humus bereitet, das gleichzeitig nahrhafte Grundlage für das Wachstum war. So ein Gigant beansprucht bis zu 50 m² Beetfläche für sich, die gedüngt, aufgelockert und feucht gehalten werden will. Ein wenig versteckt zwischen Halle 4 und den Pflanzenschauhäusern wuchsen die jugendlichen Kürbisse ungestört heran. In der Blütezeit verließ sich Wolfgang Schuchardt nicht nur auf die Bienen und Hummeln, sondern bestäubte mit dem Pinsel selbst. Sicher ist sicher.
Entscheidend für das Entstehen riesiger Exemplare ist das Schneiden. „Der Haupttrieb des Atlantic Giant wächst gerade in eine Richtung und bildet in regelmäßigen Abständen Seitentriebe. Diese Sekundärtriebe stützen den Haupttrieb und helfen bei der Nährstoffaufnahme, sie dürfen bleiben. Aus den Sekundärtrieben wachsen weitere Triebe, die jung entfernt werden sollten. Wenn es ein Rekord werden soll, bleibt wirklich nur eine Frucht an der Pflanze“, erzählt Wolfgang Schuchardt. Wenn die ausgewählten Früchte ungefähr Fußballgröße haben, darf der schönste Kürbis allein wachsen. Jetzt kommt das Wohlfühlprogramm. Liebevoll gedüngt – die Spezialmischung ist des Gärtners streng gehütetes Geheimnis – und ständig gegossen. „Aber nur mit angewärmtem Regenwasser, denn der Zögling ist anspruchsvoll“, erzählt der egapark-Mitarbeiter. Ein Kürbis interessiert sich nicht für die Arbeitszeit, der Riese im Wachstum wollte auch am Wochenende umsorgt werden. Das dankt er mit gigantischer Größe und wenn alles gut funktioniert hat, mit hohem Gewicht.
Manchmal entwickeln sich im Wachstum Hohlräume in der Frucht, dann fehlt es dem Riesen trotz Größe an Masse. Auf die kommt es an, wenn in Fambach zur Thüringer Meisterschaft im Kürbiswiegen nach den Regeln des Great Pumpkin Commonwealth aufgerufen wird. In der Hochburg der Thüringer Kürbiszüchter präsentierte sich 2017 der Stolz der egapark-Mitarbeiter achtbar auf einem neunten Platz. Der schwerste Kürbis brachte beim Wiegen in der 2100-Einwohner-Gemeinde 635,5 Kilogramm auf die Waage. Das zweitschwerste Exemplar war knapp 110 Kilogramm leichter. Thüringen-Meister wurde der Dritte im Wettbewerb, André Geist aus Mellingen (Landkreis Weimarer Land). Sein XXL-Kürbis brachte immerhin 361,8 Kilogramm auf die Waage.
Wolfgang Schuchardt und Alexander Erhardt sind stolz auf ihren Erstling, in den sie so viel Zeit investiert haben. Schließlich waren sie in der Riesenkürbiszucht Neulinge. Auf den Geschmack sind beide dennoch gekommen. Gewichtsziel für ihren 2018-er Wettbewerbsteilnehmer sind 350 bis 400 kg. Wolfgang Schuchardt tüftelt schon daran, wie das gelingen soll: Beim Übergang vom Gewächshaus ins Freiland bietet ein Folienzelt noch bessere Startbedingungen. Ein Problem ist noch zu lösen, der bisherige Platz im egapark steht leider nicht mehr zur Verfügung. Im 36 Hektar großen Gelände findet sich aber garantiert ein passender Platz. Der diesjährige Wettbewerbsteilnehmer ist übrigens in Fambach geblieben.
Noch mehr Kürbis gibt es bis zum 31.10.2017 im egapark in der Ausstellung „Kürbis ROYAL“. Die Schau endet mit dem Erntefest, dann dürfen auch wieder die Kerne der Ausstellungskürbisse mit nach Hause genommen werden. Mehr dazu …