Es ist 13.25 Uhr. Das Drehteam wartet, alles ist vorbereitet. Der Himmel sieht nicht gerade gut aus. Dunkle Wolken drohen. Die Niederschlagswahrscheinlichkeit liegt bei 50 Prozent. Na mal sehen, ob es trocken bleibt. Heute stehen gleich drei Szenen im egapark an. Wir haben mal wieder hinter die Kulissen geschaut.
Plötzlich klappen Autotüren. Stibbe steigt aus einem Kombi. Er ist der Kinderbetreuer bei Schloss Einstein. „Na? Das ist knapp, was? Aber wir sind pünktlich.“ Er grinst. Im Schlepptau hat er Tessa Dökel. Sie spielt die Bloggerin Luisa.
Am Eiscafé ist schon der Dolly aufgebaut (der Wagen, auf dem die Kamera für Kamerafahrten positioniert ist). Moment mal? Ein Eiscafé auf der ega? Gibt es doch gar nicht. Doch! Für die Serie schon. Ein 60er-Jahre-Pavillon wurde extra dafür umgestaltet. Ingo Dathe von der Requisite kam auf die Idee und hat direkt im egapark angefragt. Viele Szenen der 21. Staffel, die fast abgedreht ist, spielen hier. Bis Mitte Oktober laufen die Dreharbeiten noch. Dann ist Geduld angesagt, denn ausgestrahlt werden die Geschichten erst im Februar 2018. Dann können sich die Fans auf viele neue Gesichter freuen.

Zurück zum Set. Die Kameraleute haben bereits die ersten Probeeinstellungen hinter sich. Jetzt ist Tessa dran. Sie sitzt auf der Terrasse, eine Eisschokolade mit Strohhalm vor sich und checkt ihren Blog. Die 14-Jährige aus der Nähe von Bremen ist seit der 20. Staffel mit im Boot und wohnt während der Dreharbeiten bei einer Gastfamilie. Luisas großes Ziel: mit „Luisationell“ zum Internetstar werden und – ganz entscheidend – es auch bleiben. Denn die Branche ist schnelllebig.
Stibbe ist schon wieder weg. Im Kindermedienzentrum, dort ist auch das Büro der Produktionsgesellschaft, warten schon Hanna-Sophie und Selma. In der Serie geben sie Nele und Sarah und sind BFFs. Heute allerdings wird es zwischen ihnen kriseln. So zumindest steht es im Drehbuch. Warum? Tja, das dürfen wir leider nicht verraten.
Damit das auch authentisch rüberkommt, gibt es noch mal ein Coaching. Dafür ist Heike Thiem-Schneider zuständig. Seit 2015 ist sie Schauspielcoach bei Schloss Einstein, hilft bei schwierigen Szenen, geht mit den Kindern den Text durch. Die Absicht der Szene findet sich oft zwischen den Zeilen, sagt sie.

Das Coaching hilft den Kindern dabei, einen neuen Blick auf ihre Rolle zu entwickeln, denn jede Szene ist anders, fordert den Schauspielern immer wieder neue Interpretationen ab. Das geht nicht nur Kindern, sondern auch gestandenen Mimen so. „Man muss immer an sich arbeiten“, sagt Heike Thiem-Schneider, die um die Gefahren von Automatismen in Serienrollen weiß.
Die gebürtige Rudolstädterin hat in Rostock Schauspiel studiert, an Bühnen in Dresden und Berlin gearbeitet und sehr viel für sich in Schauspielworkshops mitgenommen. Lange Jahre hat sie selbst für Kino und Fernsehen gedreht. Aber auch für Serien, z. B. „Marienhof“ oder „Verbotene Liebe“ stand sie vor der Kamera. Von Regisseuren wie Dominik Graf, Lars Kraum, Carlo Rola und Schauspielcoach Mel Churcher konnte sie viel für die eigene Arbeit lernen, Wissen und Techniken. Beides gibt sie gern weiter.

„Es geht immer darum, auch andere Seiten zu zeigen, die zum Darsteller und auch zur Figur passen“, sagt sie. Schauspielcoach wird man allerdings nicht einfach so. Erfahrung als Schauspieler ist gut, aber nur die halbe Miete. Heike hat deshalb eine systemische Ausbildung gemacht. Heute gibt sie ihr Wissen gern weiter. Dabei arbeitet sie eng mit der Regie zusammen, studiert jedes Detail, gerade bei Nahaufnahmen, die immer in die Seele blicken.

Oft erzählt der Monitor etwas ganz anderes, sodass man sich immer wieder fragen muss, was die Kamera braucht, um die Geschichte zu erzählen. Passt die Botschaft? Da muss man schon genau hinschauen, unterstützen, fördern und fordern, erzählt sie aus ihrem reichen Erfahrungsschatz.
Und alles mit Fingerspitzengefühl und Gefühl für den Moment. Denn nicht jeder Tag ist wie der andere. Immerhin haben die Kinder ihren eigentlichen Arbeitstag schon hinter sich, wenn der Dreh beginnt, sagt Heike und zollt den Darstellern großen Respekt. „Sie sind sehr verantwortungsbewusst, gut gelaunt und hoch motiviert, herzerfrischend und nicht so verkopft“, sagt sie. Und wenn das mal nicht so ist, dann geht spätestens vor der Kamera das Lämpchen an, sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Wenn sie nicht am Set von „Schloss Einstein“ ist, coacht sie für andere Produktionen oder arbeitet als Dozentin an der freien Schauspielschule „Arturo“ in Köln. Außerdem arbeitet sie als Dozentin für „Nonverbale Kommunikation“ am INEKO Institut der Uni Köln.

Nicht nur Hauptdarsteller sind heute im egapark zugange. Auch Komparsen sind mit dabei, darunter vier Schüler. Während Lotte und Julia zwei Fans von Luisa darstellen und sogar ein bisschen Text haben, warten Stephanie und Steven noch auf ihren Einsatz. Sie dürfen heute vor der Kamera Eis essen.

Stephanie ist 17 und seit dieser Staffel immer mal wieder dabei. Steven ist schon ein alter Hase. Seit zwei Jahren ist der 15-Jährige immer mal wieder als Komparse bei „Schloss Einstein“ dabei, auf dem Schulhof, im Klassenzimmer, im Internat oder wie heute im Eiscafé. Damit sie ihren Einsatz nicht verpassen oder vielleicht durchs Bild laufen, gibt es Jelli, die Komparsenbetreuerin. Eigentlich studiert sie Medizintechnik im Hamm, verrät mir die 20-Jährige und kramt schon mal schwarzes Klebeband raus.

Damit klebt sie schnell die Markenlogos an Stevens Schuhen ab, denn nichts davon darf man in der Serie sehen. In den Semesterferien jobbt sie hinter den Kulissen von „Schloss Einstein“.
Wer hinter die Kulissen der Kinder- und Jugendserie schauen und einen Drehtag live erleben möchte, kann sich gern per E-Mail unter se-casting@saxonia-media.de bewerben. Denn ohne Kleindarsteller kommt selbst die beste Serie nicht aus.
P. S. Wir haben Steffen Stibbe hier nur kurz erwähnt, da er ganz schnell wieder weg musste. Hier gibt es noch was zu Superstibbi, falls ihr wissen wollt, was ein Kinderbetreuer bei Schloss Einstein macht.
Fotos: Steve Bauerschmidt
Ein Gedanke zu “Schloss Einstein dreht wieder im egapark”