„Wir begrüßen uns in ordentlicher Lautstärke“, weiß Nelson. „Man soll nicht an die Wände malen“, erzählt Maya. „Und man muss auf andere Acht geben“, fügt Enie hinzu. Ein kleiner Auszug der selbst aufgestellten Klassenregeln zeigt – so schlecht kann es um das Benehmen der Kersplebener Schüler gar nicht stehen. So ist auch Lehrerin Franziska Kühn zurecht stolz: „Das habt ihr euch alles selbst ausgedacht – toll!“. Eine ganze Woche lang durften die ABC-Schützen zusammen mit ihren Klassenlehrern und auch mit fachlicher Unterstützung der Benimm-Expertin Annett Schlegel aus Jena ihre Manieren unter Beweis stellen. Wie gut sich die sechs bis zehnjährigen schon mit Höflichkeit, Tischmanieren und gegenseitiger Rücksichtnahme auskennen, haben sie uns in ihrer Schule gezeigt.

Die erste Maiwoche stand in der Kersplebener Grundschule unter dem Motto ‚Benimm ist in!‘. Im Einklang mit dem Unterrichtskonzept der Schule, dass den Schülern unter den drei Aspekten Bewegung, Gesundheit und Kreativität den Schülern Raum zur Entfaltung lässt, wurde deswegen kurzerhand eine Projektwoche initiiert. Fünf Themenblöcke bearbeitete dabei jeder Schüler – klassenübergreifend. So hilft Joulina ihrer Mitschülerin Enie, noch eine Stufe unter ihr, beim Lesen der Schreibschrift. Das selbst gestaltete Plakat, das im Klassenraum aufgehängt wird, ist nämlich noch mit allerlei mehr Tipps beschriftet.

„Ausschlaggebend“, so die Vorsitzende des Fördervereins, Heike Richter, „ist aber auch die Einbeziehung des Elternhauses“. So sollen die in der Schule gelernten Themen auch mit den Eltern besprochen werden. Lehrerin Nina Markert fragt nach – „Wer hat’s nicht schonmal gesehen? Man sieht, dass man helfen könnte!“ – „Gestern hab‘ ich Papa beim Saubermachen geholfen“, antwortet Schülerin Lara. Umringt von ihren Schützlingen greift Markert zur Gitarre: „Es ist schön, dem anderen zu helfen!“ wird gesungen – eine spielerische Annäherung an das Benimmprojekt.

Spielerische Übungen stehen auch im Kurs von Annett Schlegel im Vordergrund: Die Kommunikationstrainerin probt mit der Gruppe die richtige Begrüßung. „50 – 80 Zentimeter, das ist unser Wohlfühlabstand“, erklärt die 47-jährige. Und nach einer kurzen Einführung geht’s auch schon los. Händeschütteln nacheinander. „Mehr drücken!“, wird da instruiert – oder auch gelobt: „Sehr guter Händedruck, Lena!“ Kindgerecht erhalten alle Schüler einen Kniggekurs von der Jenaer Expertin, die auch aufgrund der Förderung aus dem 20×1000-Projekt der Stadtwerke Erfurt ihren Weg nach Kerspleben gefunden hat.

Den Abschluss der Projektwoche bildete ein großes Schulfest am vergangenen Freitag. Hier konnten sich Eltern und Großeltern schon von den Erfolgen ihrer Schulkinder überzeugen. Aber damit nicht genug: Ende Mai geht es für alle Schüler in die Rumpelburg nach Bad Langensalza. Beim gemeinsamen Spielen und Toben haben dann Alle die Möglichkeit, die gelernten Regeln weiter zu festigen und auszuprobieren.

Das alte Standardwerk „Über den Umgang mit Menschen“ von Adolph Freiherr Knigge ist im Jahr 1788 erschienen. Man kann – und das haben die Kersplebener Kids in ihrer Projektwoche prima bewiesen – aber auch noch 230 Jahre später etwas über Benehmen, Manieren und Höflichkeit erfahren. Wir freuen uns, dieses tolle Projekt fördern zu können!
Text: Benedikt Pototzky, Fotos: Karina Heßland