„Na, macht mal.“ – das war wohl eine der ersten Reaktionen, die Maria und Ronny Lessau zusammen mit Kai Siegel zu ihrem Projekt ‚WirGarten‘ gehört haben. Und – tatsächlich haben die drei gemacht. Mit ihrem Verein, dem KulturKessel e.V. und ebenso mit vielen freiwilligen Helfern wurden schon vor dem Start im letzten Jahr unzählige Arbeitsstunden in die Brachfläche zwischen Flutgraben und Juri-Gagarin-Ring investiert. Das hat sich ausgezahlt – denn der WirGarten ging vergangenen Sonntag mit der atemberaubenden Zahl 1.500 Gästen in seine zweite Runde. Kurz davor konnten wir noch einen Blick auf die letzten Vorbereitungen werfen.
„Der Garten ist nur der Rahmen“
Während Maria Lessau noch von der ersten Saison im letzten Jahr erzählt, zu deren Eröffnung selbst die Bühne für die diversen Künstler noch nicht komplett stand, ist in diesem Jahr mit noch mehr engagierten WirGärtnern eine richtige Routine zu erkennen: Getränke werden in den Kühlwagen sortiert, Sand wird mit dem Rechen bearbeitet und das Holz der Papierkörbe, über den Winter sicherlich von Schnee gepeinigt, wird neu gestrichen. Überhaupt ist alles am WirGarten Handarbeit – „Eine Möglichkeit, hier etwas Eigenes, Persönliches zu schaffen“, schwärmt Lessau. „Jedesmal haben wir was Neues gebaut“, erklärt die 31-jährige. So ist dieses Jahr sogar eine Rutsche am Kinderspielplatz zu finden – denn „die Zielgruppe ist Jedermann. Familien mit Babys, Anwohner und sogar schon Großeltern von Helfern“. Der WirGarten versteht sich dabei vielmehr als Veranstaltungsfläche, urbaner Ort der Entspannung und Oase in der Stadt – „Der Garten ist nur der Rahmen“, sagt Ronny Lessau. So stehen neben neun Tages-Festivals, bei denen Elektro Hip-Hop und Funk Töne bis über den Stadtring schallen lassen jedes Wochenende ‚Freutage‘ an. Der Eintritt dazu ist weiterhin spendenbasiert, für die Festivals werden humane 5 Euro fällig. Alternative zum festen Eintritt stellt in diesem Jahr erstmals die Berechnung über ein Glücksrad dar.

Seifenrutsche statt Hüpfburg
Ronny Lessau, gebürtiger Dresdner, freut sich außerdem besonders auf den 01. Juni. Das große Kinderfest, welches dann auf dem Gelände stattfindet, bringt unter anderem das Galli-Theater auf die Bühne. Mit den Mitteln aus dem 20 x 1000 – Programm der Stadtwerke wird dabei einiges für die kleinsten Besucher geboten: „Basteln, Kinderschminken, natürlich – wir wollen zeigen, dass jeder mit kleinem Einsatz sein Umfeld wunderbar gestalten kann“, plant Maria Lessau. Lachend ergänzt Ronny: „Na – und die Seifenrutsche! Mit Bio-Seife! Wir wollen nicht das nächste Kinderfest mit Hüpfburg sein.“ Sein Anspruch ist es, an einem Tag unter freiem Himmel den Kindern die Natur näherzubringen. Und das mitten in der Stadt.

„Wir lassen es auf uns zukommen“
Die zweite Saison in diesem Jahr ist für den WirGarten auch die Letzte. Ab dem 23.09. wird das Gelände in der Wallstraße 18 endgültig geschlossen und zur Bebauung freigegeben. Ob das Konzept damit für längere Zeit verschwinden wird? Maria Lessau lacht: „Wir lassen es auf uns zukommen – vielleicht spricht uns auch noch jemand an. Das hier wäre der Aufruf!“ Auch, wenn die Abrissbirne bereits im Hintergrund über das Gelände zu schwingen droht – Wehmut ist noch nicht zu spüren. Und wer in dieser Saison vorbeischauen will: Freitag, Samstag und Sonntag von 14 – 22 Uhr. Oder zum nächsten FreuTag – am 12. Mai. Zu Gast ist Singer-Songwriter Arik Dov.
Text und Fotos: Benedikt Pototzky