Niklas ist ganz aufgeregt. Er geht in den Erfurter Kindergarten „Lindenparadies“. Heute wollen die Kinder ins Theater. Er kennt zwar schon das Puppentheater, doch die Erzieherin hatte etwas von „Schattentheater“ erzählt. Darunter kann er sich aber nichts vorstellen. Er hatte auch seine Freundin Josi gefragt, ob sie denn wüsste, was das sein könnte. „Nö!“ hatte sie nach kurzem Überlegen gesagt, aber ihr waren sofort Märchen und Geschichten eingefallen, die ihnen den Weg zur Lutherkirche gleich neben den Stadtwerken  verkürzten, wo das Theater aufgeführt werden sollte.

In den Osterferien gab es ein nämlich ganz besonderes Angebot der Stadtwerke für Kinder. Ein eigens konzipiertes Schattentheaterstück mit dem Titel „Die Geschichte vom Mondmädchen Taiyin und dem Sonnenjungen Taiyan“ lud zum Staunen und Träumen ein.

In der Kirche durften sich die Kinder einen Platz auf den Sitzkissen und Bänken suchen. Es sind noch andere Gruppen gekommen und so füllte sich der Platz vor der Bühne schnell. Doch Moment — ist das überhaupt eine Bühne?

Schattenspiel Lutherkirche
Alexander Magerl sorgte für die Musik und las kurze Geschichten.

Eine riesige Laterne diente aufgeklappt als Theaterbühne. Zur Begrüßung erfuhren die Kinder von Christina Barthel, einer Spiel- und Theaterpädagogin, dass sie eingeladen wurden, weil ihre Kindergärten fleißig Papier gesammelt haben. Denn der Anlass zu diesem besonderen Theaterangebot war der Papierwettbewerb der Stadtwerke Erfurt Gruppe.

Schattenspiel Lutherkirche
Die Lutherkirche war voll. Gespannt verfolgten die Kinder das Theaterstück.

Knapp 100 Kindereinrichtungen sammelten dafür den wertvollen Stoff. Warum das wichtig ist und was das mit Recycling und Ressourcenschutz zu tun hat, das wissen die kleinen Sammelprofis meist schon. Doch der Wettbewerb hat noch mehr zu bieten. Im Kreativteil werden in diesem Jahr Laternen und leuchtende Lampions aus Papier gesucht! Und um dafür Inspiration und spannende Anregungen zu liefern, gab es als Auftakt das Theaterstück.

Schattenspiel Lutherkirche
Christina Barthel in Aktion.

Nun ging es endlich los. Coole Musik ertönte und das Licht verdunkelte sich. Hinter einer dreigeteilten Schattenwand begannen plötzlich Schatten eine spannende Geschichte um zwei magische Kinder, die Macht des Lichtes und die Kräfte der Natur zu erzählen. Die kleinen und großen Besucher wurden direkt in die Märchenhandlung einbezogen und durften an entsprechender Stelle mitwirken.

Niklas war ganz empört: Wie kann der böse Drache einfach den Mondjungen klauen? Hatte sich dieser doch gerade erst in das Mondmädchen verguckt. Josi kann natürlich verstehen, warum der Mondjunge so vernarrt in das Mädchen ist. Nun erfuhren die Kinder, welche Ängste das Mondmädchen hat, wenn es allein am Himmel ist. Der Mondvater versucht sie zu unterstützen, aber sie schafft es einfach nicht fröhlich zu sein. Der Sonnenjunge dagegen möchte mit seinen hellen wärmenden Strahlen der Angebeteten ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Vergeblich. Und dann noch dieser fiese Drache Li, der den Jungen einfach kidnappt, nur damit er die Macht über das Licht, Hell und Dunkel auf der Erde übernehmen kann. Aber da hat Mutter Sonne auch noch ein Wörtchen mitzureden! Sie macht sich gleich auf den Weg zum Mondvater und beide schmieden einen Plan, wie sie das Gleichgewicht der Welt wieder herstellen können und den Jungen aus den Klauen des hinterlistigen Drachens befreien.

Die Kinder waren ganz bei der Sache und letztlich erleichtert, dass das Märchen ein glückliches Ende gefunden hat. Auch Niklas und Josi freuen sich. Schließlich sind sie ja auch befreundet und wissen, wie wichtig es ist, jemanden zu haben, der zu einem hält.

Wie schnell eine Dreiviertelstunde doch vorbeigeht! Am Ende durften die Kindergarten- und Grundschulkinder Mutter Sonne noch mal ganz aus der Nähe betrachten und auch mal deren gelbe Perücke anfassen. Ob sie warm ist und vielleicht magische Strahlen senden kann? Natürlich hatte der Mondvater den Drachen Li fest im Griff. Mike Brendt aus Berlin, auch Theaterpädagoge mit Leib und Seele, spielte nämlich beide Rollen herzerfrischend gut.  Die Künstler standen den Kindern zum Abschied noch Rede und Antwort.

Schattenspiel Lutherkirche
Gutes Team: Mike Brendt, Christina Barthel und Alexander Magerl (v.l.)

Fakt ist, die kleinen Besucher fanden es toll. Und jeder nahm sich seine eigene Wahrheit aus solch einer Darbietung mit nach Hause. Das ist gut so. Denn im Mai geht es weiter mit vertiefenden Angeboten der Umwelt-Spiel-Theater-Kiste zum Thema „Die sprechende Laterne“. Dann finden diesmal direkt in den Stadtwerken Workshops mit den Kindern statt. An mehreren Vormittagen erzählen sie ihre eigenen Geschichten in und aus einer Laterne. Es darf mit Licht und Schatten, Bewegung und Sound experimentiert werden. Die entstehenden Werke zeichnet dann Alexander Magerl, der beim Schattentheater für Musik- und Soundeffekte verantwortlich war, auf und stellt diese den teilnehmenden Einrichtungen zur Verfügung. Der Tontechniker kommt dann extra aus Berlin wieder nach Erfurt und freut sich schon auf die Kreativität der Jüngsten.

Dann sind hoffentlich auch Niklas und Josi wieder mit dabei. Und wer weiß, vielleicht setzen sie ja ihre ganz eigene kleine Geschichte gekonnt in Szene.

Text: Annett Glase, Referentin Schulkommunikation der Stadtwerke Erfurt
Fotos: Karina Heßland-Wissel