Am Wochenende noch nichts vor? Wie wäre es mit einer Stippvisite im Thüringer Freilichtmuseum Hohenfelden? Hier erzählen alte Fachwerkhäuser die Geschichten ihrer Bewohner: Arm und Reich wohnten dicht nebeneinander.

Angefangen hat alles 1979 mit dem alten Pfarrhof direkt in Hohenfelden, erzählt Franziska Zschäck. Heute gibt es »Am Eichenberg« ein ganzes Dorf, in dem man sich auf die Spuren der Vergangenheit begeben kann. Über 30 alte Gebäude lassen die letzten vier Jahrhunderte lebendig werden.

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Idylle pur: Der alte Pfarrhof in Hohenfelden. Hier fing alles an. Foto:  Kleine Arche

Alle stammen aus Thüringen und wurden einfühlsam restauriert und originalgetreu im Thüringer Freilichtmuseum in Hohenfelden wieder aufgebaut. Zwei bis fünf Jahre gehen ins Land, bis ein historisches Gebäude, das an seinem Ursprungsort nicht mehr zu erhalten ist, umgesetzt werden kann. Manche kommen in einem Stück per Schwerlasttransport. Andere müssen in akribischer Kleinarbeit wieder aufgebaut werden.

»Alles wird genau dokumentiert, jeder Balken nummeriert«, erklärt Franziska Zschäck. Die Museumsleiterin hat das Dorf wachsen sehen, war dabei, als 1999 das große Freilichtmuseum am Ortsrand eröffnet wurde. Wer sich Zeit nimmt und genauer hinter die Fassaden schaut, hört die Steine sprechen. Nicht nur im alten Pfarrhof mit Bienenhaus, Scheune, Kolonialwarenladen und wunderschönem steinernem Taubenturm.

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Museumsleiterin Franziska Zschäck vor dem Taubenturm im alten Pfarrhaus.
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Der alte Kolonialwarenladen hat es den Besuchern angetan. Eigentlich war er Teil einer Sonderausstellung. Aber die Leute lieben ihn, da ist er geblieben.

Jedes Haus hat seine eigene Geschichte, die eng mit seinen früheren Bewohnern verknüpft ist. »Hier hat sich in der Familie im Kleinen ein Teil der Weltgeschichte abgespielt. Das ist faszinierend, und genau das wollen wir auch zeigen«, sagt sie. Und so sieht man sehr genau, in welchem Haus Wohlstand herrschte und wo es eher ärmlich zuging.

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Blick auf die Bockwindmühle: Foto Freilichtmuseum Hohenfelden.

Das prächtige Wohnhaus der Familie Hoyer zum Beispiel steht in krassem Gegensatz zum Hirtenhaus. Beide standen einst in Gügleben. In der Schmiede oder beim Besenbinder erfahren die Besucher viel über altes Handwerk.

In ganz Hohenfelden verteilt finden sich alte Bauten: das Brauhaus, in dem noch heute zu besonderen Anlässen gebraut wird, die Schusterwerkstatt oder die Einklassenschule. Hier saßen die Schüler einst von der 1. Bis zur 4. Klasse in einem Raum, ganz ohne Schreibhefte oder gar Taschenrechner.

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Auch die Einklassenschule ist einen Besuch wert. Hier saßen die Kinder von der 1. bis zur 4. Klasse gemeinsam in einem Raum.

Heute können Grundschüler probeweise in dem alten Gemäuer die hölzerne Schulbank drücken oder sich an der Schiefertafel versuchen. In Kinderführungen erleben die kleinen Besucher den Schulalltag, mahlen selbst Mehl oder stampfen Butter. Sogar ein kleines Fachwerkhaus können sie unter Anleitung bauen.

Geschichte zum Anfassen

Zu den Highlights des Freilichtmuseums gehört ohne Frage der Eichelborner Hof. Mit ihm startete die Schau am Eichenberg einst. Aber auch die Töpferei, in der früher Blumentöpfe gebrannt wurden, und die älteste Bockwindmühle Thüringens sind sehenswert.

Seine eigene Geschichte erzählt auch das Umgebindehaus. Der Sohn des Hauses zog 1812 mit Napoleon gegen die Russen. Das historische Dorf ist so authentisch, dass es sogar Filmemacher begeistert. Hier wurde vor einigen Jahren „Rotkäppchen“ gedreht.

Und das alte Dorf wächst immer weiter. Dieses Jahr kommt ein weiteres altes Haus dazu — noch steht es in der Rhön, verrät Franziska Zschäck.

Wie kommt ihr hin?

Per Auto oder Bus geht es nach Hohenfelden. Von Karfreitag bis zum 31. Oktober verkehrt sogar der Radwanderbus der EVAG (Linie 155), jeweils am Wochenende und an den Feiertagen zwischen Busbahnhof Erfurt und Kranichfeld.  EVAG-Abonnenten können ihr Rad kostenfrei darin mitnehmen. Einfach die Abo-Karte vorzeigen und einsteigen. Informationen zum Fahrplan gibt es im Internet unter evag-erfurt.de

Öffnungszeiten:
April bis 31. Oktober 2017: täglich 10:00–18:00 Uhr
Mitmachangebote für Schulklassen (1. Bis 5. Klasse) April bis Oktober, Voranmeldung unter Telefon: 036450 43918

Mehr Infos gibt es hier.

Fotos mit Museumsleiterin: Steve Bauerschmidt