Wann kommt der Spaß am Laufen? Das fragen Anfänger oder Sportmuffel nach den ersten freudelosen Versuchen die immer ambitionierten Gernläufer. Jeder von uns kennt sie oder hat einen davon in seinem Freundeskreis. Im Kopf kreist dabei der Hintergedanke: Mache ich etwas falsch, wenn ich nach 10 km geschafft bin und aus Spaß nicht noch weitere 10 dran hänge? Klar weiß ich, der Spaßfaktor liegt zu einem gehörigen Stück an jedem selbst: Warum läuft man und wie hoch hat man sich selbst die Messlatte gelegt.
Nicht zu unterschätzen ist aber auch der für die Fitnesseinheit ausgewählte Ort, die Wohlfühlumgebung mit sportlichem Motivationsfaktor. Das gilt für das Laufen wie für alle anderen Freiluftsportarten gleichermaßen. Die Freeathletics-Anhänger ziehen quer durch die Stadt, machen Liegestütze auf der Bank am Domplatz, Wechselsprünge über die Fahrradständer am Anger und Hock-Streck-Sprünge mit Blick auf die Krämerbrücke. Sie treten in Gruppen auf und motivieren sich gegenseitig. Die Jogger trainieren ihre Ausdauer in Erfurter Parks, laufen einsam oder in Gruppen durch die Gera-Aue oder verschwinden für ein bis zwei Stunden im Steiger (dort gibt es wirklich idyllische Plätze).
Schöner laufen, dann macht es mehr und länger Spaß – so könnte das Motto all jener heißen, die pünktlich zum Ende der egapark-Saison im Oktober eine Laufkarte kaufen. Was hat der egapark, was andere „Laufgebiete“ nicht haben? Im vierten Jahr schnüre ich nach Feierabend dienstags meine Laufschuhe und tausche das Bürooutfit gegen Allwetterjacke, Leggings und Funktionshirt.
Start 17:45 Uhr ab Büro. Mit etwas Glück ist noch ein Parkplatz an der Tankstelle neben dem egapark frei und dann kann es eigentlich losgehen. Ein moderner „Sesam-öffne-dich“, ein Kartenleser, erwartet die Freizeitsportler am Haupteingang. Mit der entsprechenden Karte für die Laufsaison (für 20 Euro im Laufladen zu haben) steht dem ambitionierten Sportprogramm von Oktober bis März nichts mehr im Wege. Naja, fast nichts, außer dem inneren Schweinehund und dem in unseren Breiten nicht immer schönen Herbst-Winter-Wetter.
In einer schönen oder wenigstens interessanten Umgebung ist schlechtes Wetter gar nicht mehr so schlimm, habe ich für mich selbst festgestellt. Das Lauftraining startet, vom Eingang laufe ich nach rechts bis hoch zum Zaun, der das egapark-Gelände vom MDR trennt, dann quer über die Wiese. Hier kann man abends auch Zaungast bei diversen Dreharbeiten werden. An einem meiner Laufdienstage hatte ich gerade den Zaun erreicht, als mich das grellblaue Blinken eines Krankenwagens irritierte. Das Gebäude, vor dem der Rettungswagen hielt, als „Johannes-Thal-Klinikum“ ausgeschildert – war taghell erleuchtet. Ein Blick über den Zaun beruhigte: Nichts passiert, hier gab es keinen Notfall, sondern Dreharbeiten für die „Jungen Ärzte“.
An den Hallen entlang geht es Richtung Pflanzenschauhäuser. Von den Schauhäusern aus den Weg Richtung Aussichtsturm nehmen – dort geht wie auf Kommando die Beleuchtung an der Dachspindel an. Vom Gartenbaumuseum zur Sternwarte und dann den Weg hinunter zum Japanischen Garten. Unterwegs ein rhythmisches Klack-Klack, eine Gruppe Nordic Walkerinnen kommt mir aus dem leichten Abendnebel entgegen. Ein freundlicher Gruß unter Sportlern folgt. Wir begegnen uns noch zweimal an anderer Stelle im Halbdunkel des Parks. Jetzt geht es den beleuchteten Weg am Spielplatz entlang und stetig leicht bergauf. Bis zum Haupteingang laufe ich allein, dann kommen mir wieder Sportler entgegen. Die wippende Stirnlampe hatte ich schon von weitem gesehen.
Bei trübem Wetter oder Nebel erscheint die bekannte Umgebung unwirklich: Bäume wirken größer, Pflanzen sind als Schattenumriss nicht genau zu identifizieren. Der Nebel verschluckt das Licht der Lampen entlang des Weges, entgegenkommende Läufer tauchen plötzlich aus der grauen Masse auf. Nach Abschluss des Laufens tropfen die Haare vor Nässe und man beneidet insgeheim alle, die von der Arbeit ohne Umweg egapark gleich nach Hause in die warme Badewanne gegangen sind.
Mit keiner der Couchpotatos möchte man aber tauschen, wenn Schnee liegt, die Luft frostklar ist oder der egapark während des Winterleuchtens einen besonderen Glanz erhält. Dafür sorgt der Schein Tausender LED und hunderter Strahler. Dann macht Laufen noch mehr Spaß und auf dem Terrain zwischen Pflanzenschauhäusern und Aussichtsturm bieten sich zahlreiche Wege für eine Sonderrunde an, um möglichst viel vom Winterleuchten zu sehen.
Fazit zum Start der neuen Laufwintersaison im egapark: Drum prüfe, welchen Weg du wählst, dann kommt der Spaß am Laufen ganz allein. Nicht nur den Laufwinter gibt es jetzt wieder, auch das Winterleuchten ist fest im Plan. Und meine Laufkarte habe ich mir rechtzeitig gesichert.
Das Laufen im egapark kann man vor dem Kauf der Karte schon einmal als Trainingsgebiet für sich testen, am 16.10.2016 wird zum 1. SWE Kürbislauf eingeladen. (Mehr http://www.laufladen-erfurt.de/swe-kuerbislauf/)