Tausende haben den coolen EVAG-Film inzwischen gesehen. Alexander Marx, seines Zeichens Straßenbahnfahrer, wurde über Nacht zum Star. Auch wenn zu befürchten ist, dass wir ihn demnächst an Hollywood verlieren: Für euch beschreibt unser Movie-Star, wie es backstage beim Dreh für den Streifen rund um den coolen Straßenbahnfahrer mit Nerven wie Drahtseilen war.

Okay, kleine Enttäuschung: einen neuen Harry Potter Streifen gibt es nicht zu sehen. Allerdings möchte ich euch in diesem Blogeintrag einmal mit hinter die Kulissen des neuen Aufklärungsspots der Erfurter Verkehrsbetriebe nehmen & meine gesammelten Eindrücke & Erfahrungen schildern.

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Alexander Marx, Straßenbahnfahrer und jetzt auch Filmstar, bloggt für euch. 2015 hat er seine Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb bei uns beendet und ist seitdem für die EVAG im Einsatz.

Zum Anfang. Als vor einigen Wochen die Anfrage kam, ob ich denn Lust auf einen kleinen Videodreh hätte, musste ich natürlich nicht lange überlegen. Selbstverständlich! Wann bekommt man schon mal die Gelegenheit, bei so etwas mitzumachen. War mir zu diesem Zeitpunkt das Ausmaß noch nicht ganz klar, sollte es sich umso schneller ändern, als am Vortag ein Anruf vom Regisseur kam, der mir das Script in all seinen Einzelheiten erklärte. Wow! Aus dem anfangs kurzen Clip wird gefühlt ein ganzer Film.

So ging mir am nächsten Morgen, nach einer relativ kurzen Nacht voller wilder Spekulationen was mich wohl erwarten würde, doch ein wenig die Muffe. Das sollte sich auch nach Ankunft auf dem Betriebshof nicht ändern. Begrüßt wurde ich nämlich neben einigen neugierigen Blicken aus dem Verwaltungsgebäude auch gleich von der Kameradrohne über meinem Kopf, die bereits die ersten Testflüge absolvierte.

Nach einem ersten kurzen Kennenlernen des vierköpfigen Teams ging es auch gleich los mit der ersten Szene. „Langsam aus der Halle fahren, dann etwas beschleunigen und sobald du die Drohne vor dir siehst, kannst du anhalten“, war die Anweisung.

Nichts leichter als das… so zumindest mein Gedanke. Bis alles so im Kasten war, wie man sich das vorstellte, sollte es aber erst einmal ca. 15 Anläufe dauern und wohl schon ein kleiner Vorgeschmack auf den Tag werden. Gleiches auch beim Slow-Motion-Lauf in die Abstellhalle. Alle Lichter standen am richtigen Fleck, die Feinabstimmungen an der Kamera waren erledigt und weiter ging es. Meine Kollegen und ich wurden aus allen möglichen Perspektiven gefilmt, mal von vorne, mal von hinten, links, rechts, mal nur zu zweit, mal alleine, dann wieder alle zusammen.

Was zum Schluss wie ein kurzer zusammenhängender Lauf wirkt, besteht im Endeffekt aus wahnsinnig vielen kleinen Abschnitten. Ab und zu wagten wir in den Drehpausen auch mal einen kleinen Blick auf die gerade gemachten Bilder und Mann: Sah das schon gut aus. Nun noch einige typischen Töne aufnehmen und kaum hatten wir uns versehen, war auch schon Mittagszeit. So schnell vergehen also vier Stunden an einem Filmset.

Bauch vollgeschlagen, eine kurze Besprechung gehalten und weiter ging es an die Außendrehs. Einzig das Wetter machte uns anfangs einen Strich durch die Rechnung. Zum Schutz des Kamera-Equipments versuchten wir nun also erst einmal so viel es ging in einer Wendeschleife zu drehen und führten die ersten Proben für später durch. Mit auflockerndem Himmel ging es dann auch wieder auf die Strecke.

Der alte Angerbrunnen war das Ziel. Die große Herausforderung: die anderen Fahrzeuge im laufenden Linienbetrieb nicht zu blockieren. Nun hieß es alle 10 Minuten Platz machen, in der Wendeschleife Domplatz oder auf dem Betriebshof in der Magdeburger Allee wenden, die richtige Lücke abzupassen, um dann wieder möglichst nah ab der Haltestelle Anger hinter der Linie 2 zu landen. Samt neuer Positionierung der Kamera & der Statisten blieben uns im großen und ganzen in etwa bescheidene 7 Minuten. Das waren im Schnitt 3 Versuche. Danach wiederholte sich der Ablauf erneut.

Apropos Statisten! Die waren mittlerweile auch vor Ort, um mit uns die Gefahrensituation nachzustellen. Dass diese Szene aber eben auch nur nachgestellt war, kam anfangs noch gar nicht bei den Passanten an. Dutzende blieben mit geschockten Gesichtern stehen – einige neigten sogar dazu, sich verbal einzumischen 🙂

Verkäufer kamen eilig aus ihren Geschäften, ja, selbst die Kellner legten eine kurze Pause ein, um dem Treiben zuzusehen. Und auch mir war trotz des ausreichenden Sicherheitsabstandes und aller Absprachen etwas mulmig bei der Sache. Immerhin ist es so ziemlich das Schlimmste, was ich mir im Ernstfall an einem regulären Tag vorstellen könnte. Einzig der kleine Junge blieb völlig entspannt, voll in seiner Rolle und rannte Szene für Szene voller Elan zum Hund.

Nach vielen Versuchen kamen sie: die Worte: „Schluss, wir haben alles im Kasten. Sehr gut gemacht, das war‘s“. Es war mittlerweile 16:30 Uhr. Eine weitere Stunde verging, bis die Bahn abgestellt, die letzten Worte gesprochen waren und ich erschöpft, aber zufrieden, daheim in die Tür fiel. 10 Stunden Drehzeit für einen so kurzen Clip und trotzdem war es jede Minute wert.

Aber am besten ihr macht euch nun euer eigenes Bild davon & vergesst bei allem Witz an der Sache die Botschaft nicht. Immer schön festhalten, es bringt uns alle voran 🙂

Anmerkung der Redaktion: Und wer den Film noch nicht gesehen hat, der schaut einfach hier mal nach.