Marie Neubauer war in der Legoausstellung im egapark und der Faszination der bunten Bausteine erlegen. Sie bloggt für uns:

Eines meiner Lieblingsspiele am Computer heißt „Sim City“. Bei dieser Spielsimulation ist man Baumeister seiner eigenen Stadt. Daran fasziniert mich, ein kleines Dorf zu einer StMarie-Neubauer_kleinadt auszubauen, deren Infrastruktur am Laufen zu halten und, wenn mal ein Tornado wütet, nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen und mit den Wiederaufbauarbeiten zu beginnen. Habe ich mal keine Lust mehr auf meine bürgermeisterlichen Pflichten, wird auf „Pause“ gedrückt. Toll, so ein Städtebau auf Abruf.

Und jetzt stellt euch mal vor, so etwas in Realität zu bauen! Geht nicht, denkt ihr? Oh doch, sage ich. Gesehen habe ich das im egapark.

Dort steht derzeit die bunte Ministadt von Tibor Hoffmann (52). Zusammen mit Kumpel Klaus Wirtz (55) hat er sich den Traum einer mobilen Stadt erfüllt. Die kann er jederzeit verändern, umstrukturieren und (mehr oder weniger leicht) wegtransportieren. Sie wiegt etwa 500 Kilogramm und passt – verpackt in fünf Kisten – in einen 7,5-Tonner. Geht ein Teil der Stadt kaputt, wird es neu zusammengesteckt. Das klappt so einfach, weil alles in dieser Stadt aus Lego-Steinen besteht. Egal ob Hochhäuser, Gebirge, Waldbühne, Bahnhof, Innenstadt oder das neueste Projekt: das Stadion – alles ist zusammengesetzt aus eckigen Steinen. Auf 30 Quadratmetern haben die zwei Geraer ihr eigenes Kleinod geschaffen. Und das zeigen sie gerne. Daher transportieren sie die mobile Stadt quer durch die Bundesrepublik.

„Wie kommt man dazu, als Erwachsener mit Lego zu ‚spielen‘?“, frage ich Tibor Hoffmann. „Für mich ist es Entspannung und gleichzeitig eine Herausforderung. Ich nenne es auch ‚Denken mit den Händen‘“, meint er. Seine Begeisterung für Lego kommt Mitte der 1990er. Für seinen 6-jährigen Sohn sucht er damals ein neues Spielzeug. Sie müssen sich entscheiden, ob Lego oder Playmobil und wählen das Wandelbarere von beiden. Hier sind der Bau-Kreativität keine Grenzen gesetzt. „Bei Lego kann man aus einem Haus einen Berg bauen“, fasst es der Geraer zusammen. Das erste Projekt von Vater und Sohn ist ein kleines Haus aus blauen Steinen (das existiert übrigens immer noch und hat einen Ehrenplatz in der Stadt). Und mit diesem einen Haus ist der Grundstein gelegt für immer mehr und immer größere Projekte.

Klaus Wirtz ist von dem Hobby seines Freundes begeistert und springt auf den Zug auf. Für ein Projekt mit Kindern und Jugendlichen bauen sie 2008 eine zwölf Quadratmeter große Stadt. Und die wächst seitdem ständig – die Fläche hat sich mittlerweile fast verdreifacht.

Die Stadt ist aber nicht das einzige Projekt der beiden. Sie erzählen mir, dass sie zur Bundesgartenschau in Gera schon einige Aktionen gemacht haben. Die wohl Schönste war ein Blumenbeet aus Legosteinen – mit 4500 Blumen. Hilfe beim Zusammenstecken bekamen sie da von kleinen Lego-Fans. Vielleicht haben Tibor Hoffmann und Klaus Wirtz ja auch für die Erfurter Organisatoren eine ähnliche Projektidee.

An einem Samstag besuche ich die beiden Bauherren in Halle 1. Dort wuselt es rund um die Miniaturstadt. Neben Hoffmann und Wirtz sind viele große und kleine Schaulustige vor Ort. An einem schwarzen T-Shirt mit rotem Lego-Stein darauf erkenne ich die „Brick Fans Thüringen“. Das sind erwachsene Lego Fans (ELFs), die sich regelmäßig in Erfurt zum Stammtisch oder bei gemeinsamen Veranstaltungen treffen. Ihre Altersspanne reicht von 22 bis 63 Jahren – eine Altersgrenze gibt es nicht.

Die Brick Fans unterstützen an diesem Tag die zwei Stadtbesitzer beim An- und Umbau. Sie errichten ein Riesenrand, planen ein Grand Hotel und ergänzen das Stadtbild mit neuen Innenstadt-Häusern. Für die kleinsten Besucher gibt es ein Autorennen. Der schnellste selbstgebastelte Lego-Flitzer gewinnt, wie sollte es anders sein, ein Lego-Auto.

Zurück zu den Stadtbesitzern: Da steht schon das nächste Bauprojekt an. „Bürgermeister“ Hoffmann will einer Petition seiner Lego-Figuren folgen und eine Hochbahn zwischen Bahnhof und Innenstadt errichten. Ist das Projekt beendet geht es ans nächste: Die Band „Kraftwerk“ soll auf der Waldbühne auftreten. Und danach findet sich bestimmt immer wieder eine neue Baustelle. Denn diese Stadt lebt und verändert sich ständig.

Die Ausstellung ist noch bis einschließlich 17. Juli in Halle 1 im egapark zu sehen. Die Besitzer sind an den Wochenenden vor Ort. Zum Thema Altbau darf am 16. und 17. Juli 2016 noch einmal fleißig in die Kisten mit den Bausteinen gegriffen und die Stadt umgestaltet werden.