Detlef Kabbe ist ein Erfurter Urgestein. Seit über 40 Jahren führt er Touristen durch die Stadt. Zu jeder Gasse, jedem alten Haus hat er eine Geschichte parat. Egal, was man ihn fragt, er weiß Bescheid. Woran das liegt? Geschichte fand er schon immer spannend. Und die alte Domstadt sowieso – mit ihrer Historie, ihrem wunderschönen mittelalterlichen Kern. Kein alter Stein, über den er nicht etwas erzählen könnte. Seit Jahren begeistert er Touristen und Einheimische für die schöne Stadt an der Gera.
Dieser Tage war er in Sachen Krimitour in Aktion. Quasi in Vertretung für Miss Marple, die leider einen Unfall hatte und die Katerexpress-Tour der EVAG nicht begleiten konnte. Die Fahrgäste nahmen es gelassen, schlürften an ihrer Bloody Mary und lauschten den Geschichten rund um Erfurter Kriminalfälle. „Ah, dann sind Sie wohl Mr. Stringer“, meinten zwei Damen und lachten.
Wenn Detlef Kabbe zu erzählen anfängt, kann man gar nicht anders, als gebannt an seinen Lippen zu hängen. Mit einer Leichtigkeit plaudert der Stadtführer über längst vergangene Zeiten, als wäre er selbst dabei gewesen. Ein Wissen, das er nur zu gern weitergibt. Viele thematische Führungen bietet der über 70-Jährige an, angefangen von Erfurter Kriminalgeschichten über abendliche Spaziergänge durch die Stadt bis zu Thementouren mit dem historischen Katerexpress. Vor elf Jahren hat er die Rundfahrten mit der EVAG aus der Taufe gehoben.
Eine Stunde dauert die Krimi-Tour durch die Stadt, die keine Rundfahrt im klassischen Sinne ist. Los geht es am Domplatz, wo einst das Henkerhäuschen stand. Spannende Geschichten hat Detlef Kabbe zu erzählen. Von großen LKWs, die in Marbach vorfuhren und von den Nachbarn für Möbellaster gehalten wurden. „Im weitesten Sinne stimmt das auch, nur dass sie das ganze Haus leerräumten“, erzählt Detlef Kabbe. Viel erfahren die Besucher über die Kriminalfälle in der Stadt: von einem Betrüger, der sich im Krankenhaus mit Arztkittel für einen Professor ausgab und die Patienten um Geld anging bis zur Geschichte um ein Erfurter Restaurant, dessen Besitzer mit Buttersäureanschlägen Schlagzeilen schrieb. Auch der Erfurter Dom wurde nicht von Dieben verschont. Das Gemälde, das die Verlobung der heiligen Katharina zeigt, wurde einst in den 1980er-Jahren gestohlen, konnte aber wieder beschafft werden.
Manche Geschichten sind lustig, wie die des jung vermählten Ehepaares, das die Hochzeitsnacht in Polizeigewahrsam verbrachte oder die zweier Männer, die nackt über den Anger liefen. Andere erzählen von grausamen Taten: z. B. vom Erfurter Liegestuhlmord oder dem versuchten Raubmord auf der Fahner Höhe. Detlef Kabbe weiß aber auch viel über die Sühnekreuze, die rund um Erfurt in der Flur stehen und davon künden, wie jemand grausam zu Tode kam. Je weiter die Tour in die Innenstadt kommt, umso mehr hat Detlef Kabbe zu berichten. Immer wieder fährt der Katerexpress an Gebäuden und Plätzen vorbei, die eng mit Erfurter Kriminalgeschichten verwoben sind.
Wie nebenbei streut er regelmäßig Wissenswertes über die Historie ein, über Goethe und Napoleon oder das Erfurter Siechenhaus vor den Toren der Stadt, über das beste Café oder die Ausgrabungen in Erfurt.
Wer Nervenkitzel liebt, sollte sich die Halloween-Tour im Katerexpress vormerken. Am 28. Oktober fährt sie jeweils 17:00, 18:30 und 20 Uhr von der Haltestelle „Stadtrundfahrt“ am Domplatz Süd.
Tickets gibt es in Kürze im EVAG-Mobilitätszentrum am Anger, jeweils Montag bis Freitag von 8:30 bis 19 Uhr, Samstag 9:30 bis 15 Uhr.
Fotos: Karina Heßland